184 III. Württemberg. als Herzogthum.
den Christengefühle mußten, da meine Gesänge in der brausenden Jugend nieder-
geschrieben wurden, unter einer Lava poetischer Floskeln nicht selten ersticken.“
— S. Weiteres über Schubart #9. 47.
Schiller (1759—1805), gebürtig aus Marbach, Sohn eines würt-
tembergischen Offiziers, zeigte schon als Knabe einen strebsamen, hochfliegenden
Sinn und elne reiche Phantasie. „Diese strebsüchtige, freie Seele sollte aber ihr
Feuer früh gedämpft fühlen“. Die strenge, militärische Zucht in der Militäraka=
demie auf der Solitüde, deren Zögling er war, erfüllte ihn mit Widerwillen, und
weder die Jurisprudenz, noch die Medicin, der er sich nach der Verlegung der
Karlsschule nach Stuttgart widmete, konnte seinen Geist fesseln. Darum las er
im Geheimen mit einigen gleichgesinnten Freunden Klopstock, Göthes Götz und
Werther u. a.; sie verbreiteten die von ihnen bewunderten Gedichte Schu-
barts, mit welchem Schiller mehrere Zusammenkünfte auf dem Asberg hatte.
Da Schiller den Zwang der Akademie und die Subordination, unter die
er als Militärarzt zu stehen kam, nicht mehr ertragen mochte, entfloh er heimlich
nach Mannheim. Schon in Stuttgart hatte er sein Erstlingswerk, „die Räuber“,
gedichtet, welchem die Idee zu Grunde liegt, daß die gesellschaftlichen Zustände
der damaligen Zeit einer gründlichen Umgestaltung dringend bedürfen. Den
„Räubern“ schließen sich als seine bedeutendsten dramatischen Werke an: Fiesko,
Kabale und Liebe, Don Karlos, Wallenstein, Maria Stuart,
die Jungfrau von Orleans, die Braut von Messina und als letztes
sein Meisterwerk — Wilhelm Tell. — „Schiller wendet sein Gefühl der ganzen
Menschheit zu. Er weiht seine ganze Kraft der Darstellung des Kampfes, den das
Menschengeschlecht zur Erreichung seiner Bestimmung führte, des Strebens des ein-
zelnen Menschen nach Freiheit, welches mit diesem Kampfe zusammenfällt".
„Schiller predigt“, wie Göthe sagt, „#immer das Evangelium der Freiheit“.
Wie in der Theologie und Dichtkunst so besaß Württemberg in der ganzen
wissenschaftlichen Kultur 1) eine große Anzahl Männer, welche unserem
Vaterland einen von keiner andern gleich großen Provinz Deutschlands über-
strahlten Glanz verliehen. Wir nennen als die tüchtigsten dieser Männer: in der
Geschichtsschreibung den Landschaftskonsulenten Johann Jakob Moser,
der „das erläuterte Württemberg"“ schrieb und die Chronik des Martin Crusius
übersetzte; den Regierungsrath und Archivar Christian Friedrich Sattler,
der mit eisernem Fleiß und unermüdlicher Forschbegierde viele seither unbekannte
wichtige Urkunden ans Licht zog und in seiner „Geschichte des Herzogthums Würt-
temberg“ sammelte; kürzer, frischer und geschmackvoller geschrieben ist „die Ge-
schichte Württembergs unter der Regierung der Grafen und Herzoge“ von
Ludwig Timotheus Spittler; — Naturgeschichte: Georg Fried--
rich Rößler schrieb eine „Naturgeschichte Württembergs“, die von Ph. Chr.
Hopf fortgesetzt wurde; Johann Friedrich Gmelin verfaßte mehrere
Schriften über die württembergischen Mineralien; der Leibarzt Eberhard Lud-
wigs, Rosinus Lentilius, beschrieb die Heilquellen in Cannstatt und Göp-
pingen, der Tübinger Professor Johann Georg Duvernoy die Flora Tü-
bingens; — Rechtsgelehrsamkeit: Wolfgang Adolf Lauterbach
schrieb ein „Handbuch des Rechts“ und Johann Jakob Moser behandelte in
1) S. Pfaff, württembergische Geschichte.