K. 50. Herzog Ludwig Eugen. Herzog Friedrich Eugen. Die französische Revolution 2c. 185
vielen Schriften die Grundsätze des europäischen Staats= und Völkerrechts. In
seinem Geist arbeitete sein Sohn Friedrich Karl von Moser weiter; —
Philosophie: der schon oft genannte Bilfinger, ein Schüler und Anhänger
Wolfs; Conz unnd sein berühmtester Schüler Gottfried Plouquet, der die
Metaphysik und Logik bearbeitete; — Astronomie: Tobias Mayer, der
die Mondstafeln und die Theorie der Bewegungen der Sonne und des Mars
vervollkommnete und über die Strahlenbrechungen genaue Untersuchungen an-
stellte; er zählte zu den ersten Sternkundigen selnes Jahrhunderts; — Mechanik:
Tiedemann, Meßner an der Stiftskirche zu Stuttgart, verfertigte sehr ge-
suchte Fernröhren und Vergrößerungsgläser; Pfarrer Philipp Matthäus
Hahn machte eine Himmelsmaschine, Himmelskugeln, Wagen, Taschenuhren,
eine kleine Dampfmaschine und fand durch Herzog Karl mannigfache Unterstützung;
— Philologie: David Christian Seybold bearbeitete mehrere Werke
der alten Klassiker; Johann Jakob Nast machte sich durch seine Ausgabe der
Charaktere des Theophrasts rühmlich bekannt; Heinrich Eberhard Paulus
schrieb eine arabische Grammatik; Christian Friedrich Schnurrer bearbei-
tete die Sprachkunde des Orients; Friedrich Karl Fulda gab mit Nast
„die deutschen Sprachforscher“" heraus.
Die schönen Künste, wie Malerei, Bildhauerei, Musik, wurden in
der Karlsschule sorgfältig gepflegt. Einige Männer, die darin Bedeutendes ge-
leistet haben, sind schon in K. 47 aufgezählt.
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Kimio- Judwig ceugen, 1793—1795. Herzog Friedrich ugen, 1795—
797. Die französische Bevolution und ihr Kinfluß auf Württemberg.
„La ré#volution, après avoir pris tous les ca-
ractères, monarchique, républicain, démocrati-
adue, prenait enfin le caractere militaire, parce
qdu’au milien de cette lutte perpétuelle avec 1
Europe, il fallalt quselle se constitudt d’'une ma-
nière solide et forte. La révolution, qui devait
nous donner In Hberté, et qui a tout préparé
pour que nous PTayons un jour, n'stait pas, et
ne devait pas stre elle-mme la liberté. Elle
devalt Ötre une grande lutte contre P’ncien ordre
de choses. Après Pavoir vaincu en France, il
fallait qu’elle le vainquft en Europe. Mais une
lutte si violente n’admettait pas les formes et
T’esprit de la liberté.“
A. Thiers, Histoire de la Révolution
Francaise.
Beinahe in ganz Europa lag am Ende des 18. Jahrhunderts der Zünd-
stoff bereit, aus welchem die Flamme der Revolution hervorbrechen sollte.
Die Fürsten hatten gewaltthätig und willkürlich regiert; die höheren Stände
hatten die niederen mit Uebermuth behandelt; die Steuerlasten waren ungeheuer
gestiegen und ungleich vertheilt; Freiheitsldeen hatten viele der edelsten Männer
erfüllt; die Gemüther konnten weder in der starren Orthodorie, noch in dem
seichten Rationalismus ihre Befriedigung finden; die alten Ordnungen in den
staatlichen, kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen waren morsch geworden
und wurden nun gewaltsam, unter unsäglichen Greuelthaten, zerschlagen. Der
Schauplatz dieses welterschütternden Dramas war Frankreich.
Im Jahr 1789 war die Revolution dort ausgebrochen; sie fand bald auch 1789.