5. 51. Herzog Friedrich II. Die napoleonischen Kriege. 191
und Oberstlieutenant v. Wolff kommandirten. Die Besatzung betrug nur
100 Mann. Die Belagerten übergaben die Festung sogleich ohne jede Gegen-
wehr und Hohentwiel wurde, gegen die Kapitulations-Bestimmungen, geschlelft.
Bllfinger büßte mit leichtem Festungs-Arrest, Wolff mit öffentlicher Entehrung
und lebenslänglichem Gefängniß. Nun wurde ganz Württemberg besetzt.
Friedrich floh nach Erlangen. Moreau legte dem Lande eine Kontribution von
6 Millionen Franken und Naturallieferungen im Werth von 2 Millionen Franken
auf. Die Art der Aufbringung dieser ungeheuren Summen wurde der Grund
zu einer unversöhnlichen Aufreizung. Der Herzog hatte sich anfangs erboten,
50,000 fl. daran zu bezahlen. Die Landschaft aber erklärte, daß sie gar nichts
übernähme, weil sie von Anfang an gegen eine Theilnahme an dem unglücklichen
Feldzug gewesen sei. Als aber der französische General St. Suzanne den
Geheimeräthen Einquartierung in's Haus legte, wurden aus den herrschaftlichen
Kassen 1 1/2 Millionen Franken bezahlt; eine halbe Million ließen die Franzosen
nach; der Rest wurde durch eine allgemeine Vermögenssteuer umgelegt.
Der Frieden von Lünepville (9. Februar 1801) befreite Württem-
berg von der französischen Einquartierung. Der Herzog kehrte nach Ludwigsburg
zurück. In diesem Frieden erzwang Napoleon die Abtretung des linken
Rheinufers (an 1150 Quadratmeilen) und die Entschädigung der
rheinischen Fürsten auf Kosten des übrigen Deutschlands,
namentlich der geistlichen Reichsstände und der Reichstädte.
Wöürttemberg verlor dadurch die Grafschaft Mömpelgard und die elsässischen
Besitzungen mit einem jährlichen Ertrag von 346,000 fl. Außerdem bellefen
sich die Kriegskosten von 1792—1801 auf wenigstens 38 Millionen Gulden.
Durch den Reichs-Deputations-Hauptschluß von Regensburg
(25. Februar 1803) erhielt Württemberg außer der Erhebung zum
Kurfürstenthum die Propstei Ellwangen, die Abteien Zwle-
falten und Schönthal, die Klöster Rothenmünster, Heiligen-
kreuzthal, Margarethenhausen, die Stifter Komburg und
Oberstenfeld und neun Reichstädte: Weil der Stadt, Reut-
lingen, Eßlingen, Rottweil, Aalen, Glengen, Hall, Gmünd
und Heilbronn, ein Flächenraum von 40 Quadratmeilen mit
125,000 Einwohnern. Für Württemberg war diese Entschädigung in
doppelter Beziehung ein Gewinn, weil die neuerhaltenen Besitzungen das Doppelte
der verlorenen betrugen und das Land nun abgerundet war. „Im Allgemeinen
war der ganze Reichs-Deputations-Hauptschluß wohl das schmähliche Ende der
alten Zeit, aber zugleich ein, wenn auch gewaltthätiger, doch heilsamer Einschnitt
in ein altes Geschwür. Mit den winzigen Zwergstaaten gieng eine Menge von
Eitelkeit und Pedanterie auf der einen, Kleinmüthigkelt und Sklavensinn auf
der andern Seite unter"“. Die Reichstädte waren ohnehin längst nicht mehr
lebensfähig gewesen.
Das neugewonnene Gebiet erhielt den Namen Neu-Württemberg,
wurde aber nicht mit Alt-Württemberg vereinigt, weil der Kurfürst keine Ver-
mehrung seiner halsstarrigen Stände wünschte. Dieser Landestheil wurde
absolut regiert; Regierung und Gerichtshof hatten ihren Sitz in Ellwangen.
In Heilbronn wurde ein protestantisches Oberkonsistorium errichtet, das fünf
Dekanate umfaßte. Die Neuwürttemberger waren mit der neuen Einrichtung