Full text: Die Geschichte Württembergs.

8. 53. König Friedrich I. Die napoleonischen Kriege. 205 
und der meinen sind sie darauf treuherzig nachgelaufen. Unter einander haben 
sie sich erwürgt und glaubten redlich ihre Pflicht zu thun. Aberglauben haben 
sie mit mir getrieben, und als ich sie unter meinen Fuß trat, mit verhaßter Gut- 
müthigkeit mich als ihren Abgott noch verehrt. Als ich sie mit Peitschen schlug 
und ihr Land zum Tummelplatz des ewigen Kriegs gemacht, haben ihre Dichter 
als den Friedensstifter mich besungen. Ihr müßig gelehrtes Volk hat alle seine 
hohlen Gespinste in mich hineingetragen unb bald als das ewige Schicksal, den 
Weltbeglücker, die sichtbar gewordene Idee mich aus Herzensgrund verehrt. Ihre 
feine Welt, die immer um französische Leichtigkelt gebuhlt, hat an dem Stachel 
meiner Rauheit so unermüdet ohne Unterlaß geleckt, bis sie ihr als die glatteste 
Artigkeit erschien. Nachdem ich sie hundertmal betrogen, haben sie mir immer 
ihr Köstliches in Verwahr gegeben. Nachdem ich ihnen Teufel und Gift gewesen, 
haben sie in ihrer Einfalt sogar liebenswürdig mich gefunden.“ Auch Göthe 
hat sich nicht geschämt, dem großen Tyrannen Gedichte zu widmen 1). Ehre den 
Männen, welche, von edlem Nationalgefühl begeistert, ihre Stimme warnend 
erhoben! Zu ihnen gehören vor allen E. M. Arndts), Jean Paul, Seume 
und Adam Müller. 
Es ist deßhalb gar nicht zu verwundern, wenn Napoleon die deutschen 
Fürsten und Völker nur mit Hohn behandelte. Als er im Jahre 1809 den 
Rheinbund zur Aufstellung seiner Kontingente aufforderte und Württemberg da- 
bei 13,000 Mann stellte, sagt er zu diesen: „Euer Souverän hatte früher kaum 
eine Handvoll Truppen, die bloß als ein Kontingent gelten konnten; jetzt aber, 
nachdem ich seine Staaten vergrößert habe, erscheint er als europäische Macht. 
Zeiget euch würdig, an der Seite der großen Armee zu fechten und verdienet das 
Vertrauen, daß ich in euch setze. Ich befinde mich allein in eurer Mitte und habe 
nicht einen einzigen Franzosen in meiner Nähe. Dies ist für euch eine Ehre 
ohne Beisplel!“ Die Württemberger kämpften unter General Neubronn bei 
Abensberg, Eckmühl und Linz so tapfer, daß ihnen der französische General 
Vandamme das Zeugniß gab: „Die württembergischen Truppen haben mit einer 
Tapferkeit und Ausdauer gefochten, wie nur die besten französtschen Truppen zu 
fechten pflegen.“ An den Schlachten von Aspern und Wagram bethelligten sie 
sich nicht (21. Mai und 5. Juli 1809). 
Um den zwischen Frankreich und Oesterreich ausgebrochenen Krieg zu be- 
1) Göthe sagt in einem Gedichte von Napoleon: 
„Was Tausende verwirrten, löst der Eine, 
Worüber trüb Jahrhunderte gesonnen, 
Er überfieht's im hellsten Geisteslicht. 
Ein jeder fühlt sein Herz gesichert schlagen 
Und staunet nur, denn alles ist vollbracht. — 
Das Kleinliche ist alles weggenommen, 
Nun steht das Reich gesichert.“ 
2) Arndt singt: 
„So hat er sich mit Trug und Tand Durch deine Zwietracht wird er stark, 
Der Herrschaft unterwunden, Durch deine Schande ehrlich, 
Er hält das heil'ge deutsche Land Durch deiner Arme Heldenmark 
In Krechtschaft angebunden. Machst du den Schwachen wehrlich. 
Die Wahrheit schlägt er auf den Mund, Nun glittert er im Lügenschein 
Die Ehre kuschet wie ein Hund. Und krähet wie der Hahn darein."“
	        
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