1814.
210 IV. Württemberg als Königreich.
aufgenommen. Als der württembergische Minister von Jasmund dem König Glück
wünschte, daß er sich der deutschen Sache zugewendet habe, ertheilte ihm der
König nicht nur einen ernstlichen Verweis, sondern erklärte ihm auch, „ihn für
die Zukunft dahin stellen zu müssen, wo dergleichen überspannte Ideen unschädlich
würden.“ Dem König war in dem Vertrag von Fulda gegen das Ver-
sprechen des Anschlusses an die Verbündeten volle Souveränetät und der Besitz
aller seiner Staaten garantirt worden.
Am 1. Dezember 1813 beschloßen die Monarchen von Oesterreich, Preu-
ßen und Rußland den Marsch nach Frankreich. Württemberg hatte hiezu auch
sein Kontingent zu stellen, was nach den großen Verlusten in den Jahren 1812 und
1813 nicht leicht war. Doch war das Volk opferwillig und scharte sich gerne
unter den Fahnen, die von jetzt an gegen Napoleon getragen werden sollten.
Hatten viele dieser Soldaten doch die Schule des großen Kriegsmeisters und
seiner Marschälle durchgemacht. Nun konnten sie zeigen, was sle in dem blutigen
Kriegshandwerk gelernt hatten. Dazu standen sie unter dem Befehl ihres ge-
liebten Kronprinzen Wilhelm, der mit dem Feuer und Eifer für die
deutsche Sache ein hohes Feldherrntalent verband, der aber leider unter dem
Oberbefehl des allzu vorsichtigen und stets zaudernden österrelchischen Generals
Schwarzenberg stand.
Kronprinz Wilhelm zog zunächst mit 25000 Mann in die Vogesen, um
die Verbindung zwischen Schwarzenberg und Blücher zu unterhalten. Schon am
11. Januar bestand er ein slegreiches Gefecht gegen 14000 Franzosen unter Rous-
seau bel Epinal. Dann schlug er den Marschall Mortier (18. Januar) bei
Chaumont und (24. Januar) bei Bar sur Aube. Am 30. Januar hatte sich
Blücher vor Napoleon nach dem Kampfe bei Brienne zurückzlehen müssen; am
1. Februar erhielt er durch den Kronprinzen, Wrede und Giulay Verstärkung
und schlug die Franzosen bei La Rothière zurück. Hler hätte Napoleon ver-
nichtet werden können, wenn Schwarzenberg vorgerückt wäre. Am 11. Febr.
erstürmte Wilhelm Sens, wurde aber am 18. Febr. durch Napoleons Ueber-
macht bei Montereau, nachdem er sich den ganzen Tag lang aufs hartnäckigste
gewehrt hatte, zurückgeworfen. Bei der Erstürmung der Brücke über die Seine
giengen zwel württembergische Regimenter verloren, und an den Zurückgeblle-
benen begiengen die Einwohner schreckliche Grausamkeiten. Mehrere Regimenter
des Kronprinzen hatten sich aufgeopfert, den Rückzug der übrigen zu decken.
Napoleon ließ einen Zwölfpfünder laden und zweimal auf den Kronprinzen
schießen, indem er selber das Geschütz richtete. Bei Bar fur Aube schlug Wil-
helm den Marschall Macdonald zurück (27. Febr.), bei Arcis sur Aube
Napoleon (20. und 21. März) und die Marschälle Marmont und Mor-
tier bei Fère Champenoise (25. März).
Nach dem Einzug der verbündeten Fürsten in Paris, an welchem auch Kron-
prinz Wilhelm theilnahm, wurde Napoleon nach Elba verbannt und Ludwig XVIII.
als König von Frankreich eingesetzt. Die Württemberger kehrten im Juni 1814
in ihre Heimat zurück. „König Friedrich lohnte ihren Muth und ihre Treue
mt reichlicher Freigebigkeit. Freudig begrüßte das Volk allenthalben die Wieder-
kehrenden, aber mit Stolz und Triumph nannte es den Kronprinzen den Sei-
nigen, nachdem er durch jedes Verdienst, das den Feldherrn ziert, so großen Ruhm