8. 58. König Karl. Der deuntsch-fr. Krieg u. die Aufrichtung des neuen deutschen Reichs. 231
gart eine Militärkonferenz (5. Febr. 1867), bei welcher sich die Minister
der auswärtigen Angelegenheiten und des Kriegs der vier süddeutschen Staaten
behufs einer Vereinigung versammelten. Dieselbe kam jedoch nicht zu Stande.
In Hessen-Darmstadt und Baden war die Stimmung für Preußen eine günstige,
obgleich in jenem das Ministerium Dalwigk dagegen wirkte; in Baden bildete
sich ein freundschaftlicheres Verhältniß durch die Verwandtschaft des badischen
Hofs mit dem preußischen. Dagegen sprach sich in Württemberg die demokra-
tische, in Bayern die ultramontane Partei in offener Feindseligkeit gegen einen
näheren Anschluß an den norddeutschen Bund aus. Nebenbei träumte die groß-
deutsche Partei noch von einem Südbund, der in Verbindung mit Deutsch-Oester-
reich dem unter Preußens Führung stehenden Nordbund das Gleichgewicht halten
könne. Manche hielten sogar die Selbständigkeit der süddeutschen Staaten für
gesicherter durch eine Anlehnung an Frankreich, als an Preußen.
Trotzdem entwickelte sich der Gedanke einer nationalen Einigung unter
Preußens Führung welter. Im Juni 1867 hatte Bismarck eine Minister-Kon-
ferenz nach Berlin berufen (Württemberg war durch Minister von Varn-
büker vertreten), in welcher man sich zur Schöpfung eines Zollparlaments
und Zollbundesraths vereinigte. Dadurch sollte zugleich für die Süd-
deutschen eine „Brücke über die Mainlinie“ geschlagen werden. Zwar fielen die
Wahlen für das Zollparlament in Württemberg nur auf Männer, die einer An-
näherung an Preußen nicht geneigt waren; aber dle sogenannte „deutsche Partei",
welche sich seit dem Jahre 1866 gebildet hatte, hatte in ihrer Abstimmung doch
gezeigt, daß sie lebensfähig und ihr Wirken für die Zukunft nicht ohne Erfolg
sein werde.
In Frankreich erregte die preußenfeindliche Presse Deutschlands die
größte Freude. Napoleon III. hatte in dem deutschen Krlege eine Verbin-
dung mit dem starken Preußen gesucht und hätte diesem gerne die vollständige
Eroberung und Annerion der Südstaaten gegen Kompensatlonen am Rhein (lin-
kes Rheinufer, Luremburg, Mainz) gewährt. Aber Blsmarck gab dem Drängen
des französischen Botschafters, Benedetti, nicht nach; „nicht einen Fuß breit
deutschen Landes werden wir hergeben“, erklärte der große Staatsmann, den
auch die Kriegsdrohung Frankreichs nicht einschüchtern konnte. Eine solche Dro-
hung konnte allerdings nur eine leere seln, denn Napoleon III. hatte für die. Er-
richtung des Kaiserreichs Meriko viele Truppen und Geld geopfert. Mar-
schall Bazaine mußte sich aber zurückziehen und Kaiser Maximilian im
Stich lassen, weil Napoleon keine größeren Opfer bringen mochte. Marimilian
wurde erschossen (19. Juni 1867); seine Gemahlin Charlotte wurde wahnsinnig.
Die merikanische Erpedition war dadurch für Napoleon eine moralische Nleder-
lage geworden; Maximilians Blut lastete auf seinem Gewissen. — FIrgendwie
mußte dem Ehrgeiz der „grande nation“ ein Opfer gebracht werden, um ihr
Geschrei zu stillen. Napoleon verhandelte darum mit dem König von Holland
über den Ankauf Luremburgs (1867). In aller Stille wurden die Ver-
handlungen zwischen beiden Fürsten geführt; Deutschland wußte nichts davon.
Plötzlich wurde, die Sache Lom Haag aus in Berlin angezeigt und Bismarck
machte die ganze Angelegenheit zu einer deutsch-nationalen. Man sprach in
Deutschland alles Ernstes von einem Kriege gegen Frankreich, wenn dieses nicht
von der Absicht einer Erwerbung Luxemburgs zurücktrete. Preußen zeigte sich