1249.
1286.
22 II. Württemberg als Grasschaft.
zubrechen drohte, wo es deßhalb doppelt nothwendig war, sein Eigenthum mit
starker Hand zu schützen und gegen Feinde muthvoll zu vertheidigen. Darum
mochte es ein Unglück für Württemberg scheinen, daß gerade jetzt der tapfere
Kämpe starb, und Ulrich II. nicht die Thatkraft seines Vaters und Bruders be-
sessen zu haben scheint. Eberhard, der bei seines Vaters Tod noch nicht geboren
war, übrnahm nach seines Bruders Tod (1249) im 14. Lebensjahr die Re-
gierung selbständig und zeigte bald, daß seine Mutter richtig prophezeit hatte:
„So lange er lebt, wird er allem Lande zu Schwaben mit Kriegen zu schaffen
machen.“ Die Kalser, die öfters ernst gegen ihn einschritten, sie vermochten selnen
Trotz und seine Macht nicht zu brechen; den Städten und dem kleinern Adel blieb
er ein fürchterlicher Schrecken; er war der angefeindete und bewunderte
Held seiner Zeit.
Im Jahr 1273 hatte Rudolf von Habsburg, ein Mann mit den
trefflichsten Eigenschaften und herrlichsten Fürstentugenden begabt, den verwaisten
deutschen Kalserthron bestiegen. Er stellte sich die Aufgabe, in dle deutschen Ver-
hältnisse der Zerrissenheit und Verworrenheit wieder Ordnung und Ruhe zu
bringen. Kleine Fehden im Reiche suchte er in Person zu unterdrücken; er zog
deßhalb von Reichstag zu Reichstag, um Landfrledensschlüsse durchzusetzen, und
von Land zu Land, um den Frieden mit Gewalt zu handhaben. Man nannte ihn
das lebendige oder wandelnde Gesetz. Gleichwohl blieb das Reich in Verwirrung
und nur hie und da konnte er auf kurze Zelt die Ruhe herstellen. Am meisten
zu schaffen machte ihm Eberhard von Württemberg. Diesem hatte er die
Landvogtei über die niederschwäbischen Städte genommen, und seinem Schwager
Albrecht von Hohenberg verllehen. Als sich hierauf Eberhard mit einer
großen Anzahl Mißvergnügter gegen den Kaiser verband, überfiel dieser die Auf-
ständischen und Eberhard mußte nachgeben. Doch währte der Friede nicht lange.
Rudolf hatte den Plan gefaßt, das zersplikterte Herzogthum Schwaben wieder-
herzustellen und seinem Sohne zu verleihen. Zugleich verwalteten die kaiserlichen
Landvögte ihr Amt mit größter Strenge. Beildes trug dazu bei, die Unzufrieden-
heit der kürzlich Gedemüthigten zu steigern, und wie wäre es einer wilden Natur,
wie Eberhard, möglich gewesen, sich länger in seinen Eroberungen aufhalten zu
lassen durch Rudolf, der zwar sein Kaiser, aber erst vor kurzem nicht mehr als
er selbst gewesen war. Unser Graf sah klar voraus, daß durch die Wiederherstel-
lung Schwabens nicht bloß ein Theil der von selnem Vater errungenen Besitzungen
wieder verloren gehen, sondern er selbst auch in seinen Eroberungen beschränkt werden
würde. Darum stellte sich Eberhard an die Spitze eines Bundes von vielen Ade-
ligen (darunter die Grafen von Helfenstein, Zollern, Montfort), dem Abt von
St. Gallen und den Städten Bern, Colmar und Hagenau; auf der andern Seite
standen die beiden kaiserlichen Vögte, Graf Haug von Werdenberg in
Oberschwaben und Graf Albrecht von Hohenberg in Niederschwaben, der
Herzog von Teck und der Pfalzgraf von Tübingen. Gegen letzteren war Eberhard
gerade gezogen und hatte Weil im Schönbuch zerstört, als Rudolf ins württem-
bergische Geblet siel, Nürtingen mit selnem festen Kirchhof eroberte und dann
Stuttgart von der Wagenburg aus belagerte (1286). Zwei Monate lang ver-
theidigte Eberhard seine Stadt mannhaft; dann aber sah er sich zum Frieden ge-
zwungen, der durch die Vermittlung des Reichskanzlers Heinrich von Jsny gün-
stiger für den Grafen ausfiel, als man erwartet hatte. Er sollte Christen und