Full text: Die Geschichte Württembergs.

8. 32. Herzog Christoph. Seine Geschichte bis zum Antritt der Regierung. 91 
seine Stimme und forderte die Rückgabe seines Erblandes. Seinem Vater schrieb 
er „lieber wolle er Leib und Leben lassen, als sein angestammtes Fürstenthum." 
Darum unterhandelte er mit dem Schwöblschen Bund und mit Frankreich. Die 
Bundesräthe mußten selbst zugeben, daß man dem Prinzen die abgeschlossenen 
Verträge schlecht gehalten habe und wollten ihn deßhalb mit einigen Gütern ab- 
fertigen; aber darauf gieng er nicht ein. Er setzte seine Hoffnung auf den Bundes- 
tag in Augsburg (1533), wo viele Reichsfürsten, besonders auch die Ge- 
sandten Frankreichs für ihn sprachen. Aber alle Verwendungen scheiterten an 
Ferdinands Hartnäckigkeit. Der einzige Gewinn war, daß wegen der lange dauern- 
den Verhandlungen über Württemberg keine Zeit mehr blieb zur Erneuerung des 
Schwäbischen Bundes, wodurch im nächsten Jahr die Eroberung Württembergs 
bedeutend erleichtert wurde. 
Aber auch nach derselben sollten für Christoph noch keine fröhlichen Tage an- 
brechen. Ulrich, für dessen Interessen der Sohn immer so warm und entschlossen ein- 
getreten war, behandelte ihn mißtrauisch, weil er der Sohn Sabinas und Neffe der 
Bayernherzoge war. Diese trugen sich allerdings mit dem Plane, das Herzogthum 
Christoph zu verschaffen, während er selbst durch gar nichts Ursache gab, selnen Vater 
mit Argwohn zu erfüllen. Letzterer gieng endlich so weit, daß er, um Christoph zu 
verkürzen, einen Landestheil seinem Bruder Georg zuwenden wollte. Durch alle diese 
Plockerelen wurde das Verhältniß zwischen Vater und Sohn ein solch gespanntes, 
daß dleser außer Landes gieng und französische Kriegsdienste nahm, um an dem 
Hofe seines Beschützers, des Königs Franz l seine Eristenz zu sichern. Er fand 
hier eine freundliche Aufnahme und vertrauensvolles Entgegenkommen, das er 
durch bedeutende Leistungen im Kriege dankbar erwiderte. So führte er, wie der 
erfahrenste Kriegsmann, 10,000 deutsche Landsknechte gegen Savoyen (1537). 
Die verdiente Auszelchnung schuf ihm jedoch bald viele Neider und Feinde, 
und mehrmals stand er in Lebensgefahr. In Itallen wollte man ihm Gilft geben; 
in Lyon lag er schwer krank darnieder, als er von einem italischen Oberst im Bett 
überfallen wurde; in Chatellerault griffen mehr als 50 Bewaffnete nächtlich ihn 
und seine 12 Begleiter an, und nur mit Mühe konnte er sich durchschlagen. 
Zugleich hatte Christoph bitteren Mangel zu leiden. Die Dlenstgelder wurden 
unregelmäßig ausbezahlt, und von dem Jahrgehalte, der ihm vor der Abrelse 
von seinem Vater zugesichert worden war, bekam er keinen Heller. So oft er bat 
oder Vorstellungen machte, erhielt er Aufforderungen zur Sparsamkeit oder gar 
kelne Antwort. Den Bemühungen des Landgrafen Philipp von Hessen gelang es, 
in den Jahren 1534— 1542 nach und nach 1000 fl. für Christoph auszuwirken. 
So gerieth er in Schulden, die endlich die Höhe von 33,000 fl. erreichten. — 
Auch eine Zusammenkunft Ulrichs mit seinen Schwägern in Lauingen (1541), 
die von Philipp veranstaltet worden war, änderte nichts an dem Verhältniß zu 
Christoph. Erst durch Georg sollte dasselbe ein besseres werden. Dieser ver- 
langte nemlich von Ulrich jährliche 4200 fl., welche ihm von der österreichischen 
Regierung von 1520—1534 ausbezahlt, seither aber von Ulrich vorenthalten 
worden waren, der auch jetzt nichts davon wissen wollte, sondern im Zorn über 
ander gewesen; wohin er aber geritten, hat er nit wissen mögen, so wir denn rathen, 
er möchte sich zu seinem Vetter Ludwig von Bayern oder zu seinem Vater in Hessen 
gethan hauben, und wir darunter allerlei böse Praktiken besorgen müssen.“
	        
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