Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

gesetzliche Berkürzung der Arbeitszeit. Was Dr. David bei 
der Begründung der Vorlage von den „hohen ##dealen“ des 
Weltfeiertags erzählte, ist der Demokratie so gleichgültig wie 
nur irgend etwas, aber sie klammert sich an ihre Regierungs-- 
stühlchen. Da will sie nicht herunter. Das ist es. Selbst 
wenn sie an einer Kette da oben sitzt; selbst wenn sie das 
Bürgertum verraten muß. An der Kabinettsfrage des 
1. Mai bräche die jetzige Regierung zusammen, wenn sie nicht 
die Demokratie als Trabanten hätte. Das Zentrum stimmt 
nahezu Mann für Mann mit der Rechten dagegen. 
Die Debatte wird sehr gereizt. Der Deutschnationale 
Dr. Költzsch, der alo Prediger der Wahrheit alle Christen auf- 
ruft, jetzt Panier aufzupflanzen, gerät nach seiner Rede in 
eine erregte persönliche Auseinandersetzung zwischen den 
Bänken mit dem Extheologen Naumann. HOer deutsche Volks- 
parteiler Mittelmann, der schonungslos das ganze Heuchler- 
spiel entlarvt, wird angeschrien, und als er später vom Platze 
aus Zwischenrufe macht, springen mehrere Sozialdemokraten 
auf, ballen die Fäuste und wollen anscheinend vorstürmen. 
Man sieht: es handelt sich um ein Friedenefest. 
Zu einer wirklichen Holzerei kommt es noch nicht. Im 
Zentrum lüpft sich einer vom Sitz und taucht langsam zur 
Riesengröße empor, — der Bauernbündler Dr. Heim. Gegen 
diesem gewaltigen Prellbock traut sich doch niemand anzu- 
gehen. Der Demokratenführer Herr v. Paper eilt zu denen 
um Gräfe und beschwört die Rechte, die namentliche Ab- 
stimmung beantragt hat, sie möchte doch nicht obstruieren und 
etwa das Haus beschlußunfähig machen. Das fällt der Rechten 
nicht ein. Die Vorlage wird von den Roten und den Ab- 
gefärbten angenommen. 
Nach Erledigung des Kaligesetzes und einer Auseinander- 
setzung zwischen Haase und Erzberger, bei der sich wieder ein- 
mal herausstellt, daß dieser verantwortliche Reichsminister 
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