Slaw!“ Der während des ganzen Krieges reklamierte Herr
Erxzberger, der trotzdem, rosig und wohlgenährt, in bewährter
Taktlosigkeit ale einziger von allen Abgeordneten mit dem
Eisernen Kreuz am weißschwarzen Bande auf der Brust er-
schienen ist, wird weiter alle vernichtenden Bedingungen
unterschreiben. Die regierenden Spießbürger haben eben
immer noch Angst vor der eigenen Courage. Sie haben ja
nicht einmal die Revolution gewollt, behaupten sie, sondern
seien ganz wider Willen plötzlich Konkursverwalter des
Reiches geworden. DOie Firma, die er übernommen habe
und die er sanieren werde, war, wie Meister Ebert erzählt,
schauderhaft verkracht: „Alle Scheuern, alle Lager leer,
der Kredit erschüttert, die Moral tief gesunken.“
Er wird nicht einmal rot dabei, während er das von seinem
Manustript abliest. Wer bestiehlt denn unsere Lager, — ist
das nicht erst seit der Revolution Mode? Oder ist das Sinken
unserer Valuta gerade in den letzten Monaten nicht zum
Stürzen geworden? Und kann jemand behaupten, daß die
Moral in Deutschland seit dem vorigen November sich be-
sonders gehoben habe? Uber alle diese Dinge läßt sich kaum
streiten, aber die Sozialdemokraten müssen eben, um die
eigene Schuld zu verhüllen, das frühere Regime anpöbeln,
sofort in der ersten Sitzung der Nationalversammlung. Oie
Revolution, sagen sie, je nun, die kam über Nacht und
schwemmte sie nach oben; nun ringen sie nach Worten.
Selbstverständlich paßt in dieses spießbürgerliche Idpll kein
leidenschaftlicher Aufschrei. Die nationale Wärme, zu der
Ebert in einzelnen Sätzen sich versteigt, kommt nicht mit dem
Blutstrom aus dem Herzen, sondern aus einer Thermos-
flasche. Er warnt die Entente davor, uns vor die Frage
„Hunger oder Entehrung“ zu stellen. Aber die Behauptung,
daß die jetzigen Machthaber die Entbehrung der Entehrung
vorzichen würden, klingt nicht ganz glaubhaft.
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