Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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der Zeit, sind unklar, vor allem abergläubisch, und gestatten darum 
nicht immer ein abschließendes Urteil. Aber ganz genau, wie unser 
Zeitalter seine eigenartigen Krankheitserscheinungen hat, die plötzlich 
auftauchen, eine Zeit der akuten Entfaltung haben, nachher endemisch 
werden und schließlich ganz verschwinden, haben wir das auch beie 
den mittelalterlichen, meist als Pest bezeichneten Krankheiten zu ver- 
stehen, bis jene große Pest auftrat, im Jahre 1348, die allgemein 
als das große Sterben bezeichnet wird und von der später noch die 
Rede sein wird. Sehr häufig sind die Nachrichten von dem durch 
schlechte und unzulängliche Nahrung infolge des oft genug auftretenden 
Mißwachses hervorgerufenen Hungertode oder vielmehr dem auf gleicher 
Grundlage sich entwickelnden Hungertyphus. Ganz eigentümlich muten 
uns aber Nachrichten an von allgemein sich verbreitenden seelischen 
Krankheitszuständen. Bis zu einem gewissen Grade mag man wohl 
auch die unserer Anschauung nach völlig nach Überreizung aussehende 
Kreuzzugbewegung als eine weite Kreise ergreifende krankhafte Er- 
scheinung ansehen. Wenn sich aber von ihr die Erwachsenen in einer 
für uns unbegreiflichen Art gefangen nehmen ließen, wie darf es dann 
Wunder nehmen, wenn die gleiche Bewegung auch die Kinder ergriff 
und werkwürdigerweise fast allenthalben zur nämlichen Zeit. Während 
in Frankreich im Jahre 1212 der Hirtenknabe Stephan (Etienne) 
seinen Herden weidenden Genossen das Kreuz predigte und bald einen 
solchen Zulauf erhielt, daß an die 30 000 unbewaffnete Kinder sich 
ihm angeschlossen haben sollen und unaufhaltsam seiner Führung 
folgten — natürlich kamen sie meist elendiglich um —, erschien im 
selben Jahre 1212 nach dem Berichte einer alten Erfurter Chronik 
ein Knabe in Städten und Dörfern Thüringens und sang ein Lied 
des Inhalts, daß ihnen Christus sein Kreuz und Grab aus den Händen 
der Ungläubigen wieder zustellen wolle. Auch hier schloß sich ihm 
eine große Anzahl von Knaben an, die sich auf keinen Fall zurück- 
halten ließen. Auch sie erreichten ihr Ziel nicht, sondern viele kamen 
durch die Strapazen des Weges um, andere kehrten, eines besseren belehrt. 
zurück. Das Vorspiel aber einer später unter den Erwachsenen auftretenden 
Krankheitserscheinung lernen wir im Jahre 1237 kennen. Wie später 
namentlich die Erößeren eine unsinnige Tanzsucht erfaßte, so wurden schon 
im genannten Jah Erf gesucht. An die 
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