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war von einer sehr geringen Qualität und die Förderung überstieg
kaum 5000 hl = 7650 Centner = 38250 kg jährlich. Der Abbau
blieb in der Regel liegen, weil er nicht lohnend genug war und die
stärksten, etva 1 bis 1¼ m starken Flötze bald abgebaut wurden.
Auf dem Urgebirge ist in der Gegend von Schönfeld und Sayda,
inmitten vieler Eruptivgesteinen, die produktive Kohlenformation auf-
gelagert. Abgesehen von einigen Vorkommen kleineren Umfanges ist
das Vorkommen von Kohle nächst dem von Brandau das bedeutendste
im Gneisgebirge des östlichen Erzgebirges, umgeben von Quarzporphyr,
Gneisconglomeraten, Porphyrtuffen und Schieferthon. Es ist eine
Glanzkohle — Anthracit —, die älteste Kohlenart, von eisenschwarzer
bis gräulichschwarzer Farbe, meist über 90 Procent Kohlenstoff ent-
haltend, welche schwer und mit schwacher Flamme brennt, aber nicht
zusammenbackt und nicht raucht. Man unterscheidet verschiedene Flötze.
Das stärkste, Jakober Flötz, ist 1 bis 4 m, das Hauptflötz / bis 2 m
mächtig, das Walterflötz nur / m. In allen dreien sind die Pflanzen-
reste spärlich vertreten.
Auf dem Anthracitwerke bei Schönfeld förderte man 1885 bis 1888
jährlich ungefähr 300 Tonnen Anthracitkohlen im Werthe von 4900 Mk.
70. Die Königin-Marien-Hütte.
Mit der Eisenbahn fährt man, an Kohlenwerken, Coksöfen,
Fabriken aller Art vorüber, durch die rauchende und dampfende Um-
gebung der Stadt mit ihren zahlreichen Essen nach der großartigen
Königin-Marien-Hütte bei Kainsdorf. Dampfessen und
Häusergiebel, schwarz beräucherte Mauern, berußte Dächer und Rauch-
abzüge, stöhnende Maschinen, Brausen und Hämmern der Werke
machen diese Werkstätte menschlichen Fleißes schon von Weitem kennt-
lich. Die Marienhütte wurde 1838 durch die „Sächsische Eisenbahn=
Compagnie“, eine Actiengesellschaft, gegründet, ihr Betrieb am 30.
Juni 1842 eröffnet. Aber schon am 1. Juni 1851 ging sie in
den Besitz der Gebrüder v. Arnim über, welche Pächter der Hütte
gewesen waren. Hatte Anfangs der Betrieb der Hütte nur eine be-
beschränkte Ausdehnung gehabt, so wurde nun Betrieb und Anlage
mit jedem Jahre vergrößert. 1868 bestand dieselbe aus einer
Cokserei mit 54 Coksöfen, 3 Hohöfen, einer Gießerei mit 4 Cupol-
öfen und 1 Flammenofen, dem Schienen= und Stabeisen-Walzwerk
*) K. Dalmer, Die Steinkohlenformation. Erläuterungen zur geogn.
Karte. Sect. 124. Ebersbrunn.
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