Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Der Kobalt ist in der Regel mit Eisen, Nickel, Wismuth, Ar- 
senik, Schwefel und Antimon verbunden. Es handelt sich darum, 
diese Verbindung zu lösen. Das Wismuth wird durch Saigern ge- 
trennt, d. h. die Erze werden bis zum Schmelzen des leichter flüs- 
sigen Wismuth erhitzt, das Wismuth gesammelt und die Kobalterze 
darauf gepocht und in Flammenöfen geröstet. Bei dieser wiederholt 
vorgenommenen Operation entweicht der (in Giftfängen gesammelte) 
Arsenik und das porös gewordene Kobalterz oxydirt leichter. Je 
mehr es Sauerstoff anzieht, um so mehr färbt es. Bei dem Rösten 
dürfen jedoch die Erze nicht zu stark erhitzt werden, damit Arsenik 
und Schwefel, das etwa noch vorhandene Wismuth, sowie der mit 
ihnen verbundene Nickel sich als Kobaltspeise (Speiskobalt) auf dem 
Boden der Röstherde sammeln. Das auf diese Weise gewonnene 
Kobaltoxyd (Safflor, Zaffer) ist ein graubraunes Pulver, welches zur 
Blauglasur von Töpferwaaren, zur Blaumalerei auf Porzellan (zu 
welcher es den Chinesen und Japanesen schon seit mehr als 1000 
Jahren bekannt war), sowie zum Färben von Glas und Emaille ver- 
wendet wird. 
Zur Bereitung von Kobaltblau wird nun das Kobaltoxyd 
(Safflor) mit Pottasche gemengt, in großen thönernen Tiegeln zum 
Schmelzen gebracht, und diese „Fritte“ 8 bis 10 Stunden lang 
unter fortgesetztem Umrühren in Fluß erhalten. Darauf schöpft man 
mit eisernen Löffeln die Glasmasse in eine große Kufe, durch welche 
unausgesetzt kaltes Wasser fließt, und hierdurch erhält das Blaufarben= 
glas die hochblaue Farbe und wird hinreichend spröde, um geklopft 
und gemahlen werden zu können. Auf dem Boden der Kufen sammelt 
sich die noch vorhandene Kobaltspeise. 
Das Blaufarbenglas wird nun gepocht, gesiebt und gemahlen, 
dabei wiederholt geschlämmt und durch Haarsiebe sortirt. Das viel- 
fache Waschen der Smalte (d. h. der gewonnenen blauen Farbe) be- 
seitigt die salzigen Bestandtheile und ermöglicht die Trennung der 
verschiedenen Farbensortimente. Man unterscheidet feine, mittle, ordi- 
näre Smalte, Couleur, Eschel, böhmischen Eschel, Stückeneschel und 
Mittelblausand. 
Die Erfindung des künstlichen Ultramarin (eine aus Thonerde, 
Natron und Schwefel bereitete, sehr schöne, aber wenig beständige 
Farbe) machte der Smalte bedeutende Concurrenz; wenn sie aber 
auch nicht die Smalte verdrängen konnte, so wurden doch die Preise 
sehr niedergedrückt. 
Einen großen Einfluß auf die Kobaltfarbenindustrie hatte die 
Erfindung des Argentan. Indem durch diese das Nickelmetall erst 
Werth erhielt, veranlaßte sie die vollständigere Gewinnung des in den 
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