Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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Nr. 94. 
Delegramm. 
Bern, den 28. Oktober 1918. 
Der deutsche Gesandte in Bern telegraphiert an das Auswärtige Amt. 
Zwecks Weitergabe an mich haben sich mehrere Bundesratsmitglieder gegenüber 
Mitgliedern der Deutschen Kriegsgefangenenkommission dahin ausgesprochen, daß sie 
keine Möglichkeit mehr sähen, wie die Abdankung des Kaisers vermieden werden könnte. 
Ohne jeden Zweifel würden wir uns in allernächster Jeit einer brutalen (verstümmelt) 
der Entente gegenübersehen. Die Dynastie sei noch zu retten und der hoffnungslose 
Endkampf zu vermeiden, wenn wir jetzt noch freiwillig das Opfer brächten. Die Be- 
treffenden begründen ihren Rat auch vor allem mit der Gefahr der Revolution, in die 
auch ihr eigenes Land hineingezogen zu werden drohe. Sie meinen, wenn Seine 
Majestät der Kaiser sich opfert und in einem Appell seinen jugendlichen Enkel der Treur 
seines Volkes und der Armee, insbesondere des Feldmarschalls von Hindenburg, empfeble, 
er damit nicht nur starke Sympathie im Ausland erwecken, sondern auch den Umsturz- 
gedanken in Deutschland noch ersticken werde. 
gez. Romberg. 
Nr. 95. 
Berlin, den 31. Oktober 1918. 
An titl. Hintze 
Großes Hauptquartier. 
Gesandter Bern telegraphiert: 
Schweizer Regierungsvertreter, die ich heute sprach, verstehen nicht, wie man 
über den Sinn der Wilsonnote überhaupt noch im Iweifel sein könne. Dies betont 
noch ausdrücklich ein Vertrauensmann, der mitteilt, daß alle hier anwesenden Ameri- 
kaner von Bedeutung geäußert hätten, man werde nun wohl endlich in Berlin den 
Wink verstanden haben. Bei allen habe Entlassung General Ludendorffs einen überaus 
schlechten Eindruck insofern hervorgerufen, als man sage, der Kaiser entlasse seine besten 
Leute, um sich persönlich zu retten, er sei imstande, auch noch Hindenburg fortzuschicken; 
daraus gehe hervor, daß er immer noch hoffe, das alte System zu retten, und daß er die 
Demokratisierung nicht ernstlich wolle. Es sei vorerst umsonst, zu versuchen, Amerika 
verständlich zu machen, daß durch unsere Verfassungsänderungen das alte Regime end 
gültig gestürzt ist, das sich in ihren Augen infolge der mit der Person des Kaisers be- 
triebenen Agitation eben in der Persönlichkeit des Kaisers verkörpert. Nur das Aus- 
scheiden dieser Persönlichkeit würde überzeugend wirken und für den Präsidenten einen 
Erfolg bedeuten, der ihm wiederum Ausschlag gebe, einflußreich (verstümmelt) 
den extremen chauvinistischen Einflüssen im eigenen Lande und der Entente (ver- 
stümmelt) begegnen. Allerdings müsse ungeheuer schnell gehandelt werden, da unsere 
letzte Note den Eindruck erwecken müsse, daß wir unsere letzten Worte gesprochen hätten, 
und nunmehr die Bedingungen erwarteten, die nach Schlußabsatz der Wilsonnote, wenn 
von unserer Seite nichts mehr erfolge, nichts anderes als Forderung der Kapitulation 
sein könnten. Obige Auffassung beruht unter anderm auf einem Gespräch zwischen
	        
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