Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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räumen, so wird die Wirtschaftslage so gespannt, daß wir gar nicht wissen, wie wir 
den Krieg weiterführen wollen. Gehen wir also gleichzeitig im Osten und im Westen 
zurück, so brechen wir zusammen. 
Staatssekretär Solf: Der Vertreter des Auswärtigen Amts in der Ukraine 
hat mir gestern Vortrag gehalten über die dortigen Verhältnisse. Dem wirtschaftlichen 
Teil seines Berichts möchte ich entnehmen, daß der Wert der UAkraine für die Ver- 
pflegung des Heeres ein ganz immenser ist, und da können wir keinen Unterschied 
machen, wer diese Vorräte zuerst verbraucht. Der wirtschaftliche Wert des Landes ist 
in jedem Fall sehr beträchtlich. 
IJch habe dann Herrn von Mumm gefragt, was in der Akraine geschehen 
würde, wenn wir die deutschen Truppen wegnehmen. Er war ganz sicher, daß dann 
die Bolschewiken in der wildesten fürchterlichsten Weise hausen würden. Alle Reichen 
würden geköpft werden. 
General Ludendorff: Auch das müssen wir in Kauf nehmen. Ist die Räumung 
nötig oder nicht nötig für Deutschland" Wenn ja, muß sie gemacht werden trotz aller, 
schauderhaften Folgen. 
Graf Roedern: Die Frage kann nur nach den jetzt vorliegenden Ernteschätzungen 
beantwortet werden. Dazu brauchen wir den Staatssekretär des Kriegsernährungsamts. 
Scheidemann: Wenn wir alle diese Fragen der Ernährung und des Bolsche- 
wismus beiseite setzen, so bleibt immer noch die Frage, ob die Westfront nach drei 
Monaten noch stehen wird oder bis dahin ein Durchbruch erfolgt? 
General Ludendorff: Ich habe schon dem Herrn Reichskanzler gesagt, ich halte 
einen Durchbruch für möglich, aber nicht für wahrscheinlich. Innerlich wahrscheinlich 
halte ich den Durchbruch nicht. Wenn Sie mich auf mein Gewissen fragen, kann ich 
nur antworten, ich fürchte ihn nicht. 
Der Reichskanzler: Ich gehe auf die zweite Frage über: Ist die Heimat bereit, 
der Obersten Heeresleitung das nötige Menschenmaterial zur Verfügung zu stellen ? 
Wir müssen aber auch vorher wissen, ob es technisch möglich ist, das nötige 
Material auszuheben. 
General Ludendorff: Das übersehe ich nicht. Damit habe ich mich seit 1916 
redlich bemüht; es ist kaum ein Monat vergangen, daß ich nicht gedrängt habe. Ob 
die Verstärkungen rechtzeitig kommen? Verstärkungen kommen immer rechtzeitig. Man 
kann nie wissen im Kriege wielange eine Aktion dauert. Wie oft habe ich Reserven 
geschickt, wenn man meinte, sie kämen zu spät, und sie kamen doch nur zur Jeit. Man 
muß sie schicken und das übrige dem Schicksal überlassen. 
Der Reichskanzler: Ich bitte den Herrn Kriegsminister sich dazu zu äußern. 
Kriegsminister Scheüch: Es kommen zwei Maßnahmen in Betracht. Die nor- 
male allgemeine Ergänzung oder eine starke einmalige, unter Beeinträchtigung der 
normalen. Für die erste Maßnahme gilt folgendes: der normale Nachschub an Ersatz 
für das Feldheer ergibt nach den neuesten Berechnungen für Preußen und die anderen 
Staaten zusammen monatlich 190 000 Mann. Sie können gestellt werden ohne sehr 
fühlbare Eingriffe in die Heimatwirtschaft. Die einzelnen Jahlen brauche ich hier wohl 
nicht anzugeben. 
Soll das Heer einen einmaligen starken Nachschub erhalten, so berechne ich den 
auf rund 600 000 Mann. Dabei rechne ich nicht hoch. Die Einzelberechnungen ergeben
	        
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