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sogar 637 000 Mann. In diesem Falle würde der Eingriff schon fühlbar werden.
Ich glaube nicht, daß eine erhebliche Minderproduktion an Kriegsgerät eintreten würde,
aber die Heimatwirtschaft würde gestört. Die Nachweisung im einzelnen würde man
in engeren Kreisen durchgehen können und dann auch in Betracht ziehen, was man an
unausgebildeten Leuten erhält. So z. B. den Rest des Jahrgangs 1900, von denen
noch 50 000 Köpfe in den Betrieben stecken. Das andere ist schon ausgebildet, zum
größten Teil in den Depots, zu einem Drittel in der Heimat. Das ist allerdings dann
auch der letzte. Eine Ausbildung ist ja doch nötig für die anderen.
Nun ist aber zu bedenken: wenn wir die 600 000 in die Front hereinbe.
kommen, ist weiterer Ersatz nötig. Dann können wir im Monat nicht mehr rund
190 000, sondern nur rund 100 000 Mann für das nächste halbe Jahr sicherstellen.
Den weiteren Ersatz bis zum Herbst 1919 könnte man dann wieder auf 150 000 Mann
monatlich ausschlagen, wenn der Jahrgang 1901 früher eingestellt würde. Das Reser-
voir des nächsten Jahres wäre also gegen Ende September erschöpft.
General Ludendorff: Ich bin unbedingt für den zweiten Fall. Hätten wir diese
günstigen Jahlen schon jetzt gehabt, so hätten wir die Krise an der Westfront nicht
bekommen. Und wenn ich die Leute bekomme, sehe ich vertrauensvoll in die Zukunft.
Ich muß aber die Leute bekommen, und zwar bald bekommen, dann können wir wieder
hoffnungsfreudig sein.
Kriegsminister Scheüch: Ich möchte die Versicherung geben, daß ich meine ganze
Kraft einsetze, daß diese Jahl eingehalten wird. Dann wollen wir aber nach dieser
Richtung auch keinen Tag versäumen.
General Ludendorff: Ich möchte den Herren ein Bild der Lage geben. Vor-
gestern war die Schlacht bei Opern. Engländer und Franzosen griffen mit sehr starken
Krästen an. Wir wußten das. Wir wollten standhalten. Wir sahen die Gefahr
kommen. Es war eine schwere Lage, sich zu sagen, wir werden zurückgedrängt und
müssen doch standhalten. Wir sind zurückgedrängt worden, aber es ist gut abgelaufen.
Zwar sind Löcher von vier Kilometer Breite in der Front entstanden, aber der Feind
hat nicht durchgestoßen, und wir haben die Front gehalten. Was hätten da die Er-
gänzungen aus der Heimat für eine Bedeutung für uns gehabt. 3
Die Anspannung des einzelnen Mannes hat einen Grad erreicht, der nicht mehr
überboten werden darf. Mann und Offizier haben das Gefühl der Vereinsamung.
Wenn der Offizier weggeht, sagen die Leute: „Wohin gehen Sie, Herr Leutnant 2.
und dann laufen sie weg. Können wir die Löcher zustopfen, so behaupten wir den
Einbruch. Können wir der Front sagen, ihr bekommt Leute, dann gewinnt sie Ver-
trauen, und auch wir dürfen vertrauensvoll sein.
Kriegsminister Scheüch: Wenn ich Exzellenz Ludendorff recht verstehe, so sagt
er: erhalken wir den einmaligen Juwachs, so wird sich die Lage wesentlich ändern.
General Ludendorff: Ja.
Kriegsminister Scheüch: Ist dabei bedacht, daß die Amerikaner immer noch
mehr Ergänzungen bekommen wie wir :
General Ludendorff: Man darf die Amerikaner nicht überschätzen. Sie sind
wohl schlimm, aber wir haben sie bisher abgeschlagen. Allerdings verschieben sich die
Verhältniszahlen; aber unsere Leute haben keine Sorge vor den Amerikanern, wohl vor
den Engländern. Man muß unserer Truppe nur das Gefühl der Vereinsamung
nehmen.