Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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meine feste Uberzeugung. Schon die Dauer des Krieges zermürbt das Volk, und dazu 
die Eyttäuschungen. Der U-Bootkrieg hat enttäuscht, die technische Uberlegenheit der 
Gegner, der Abfall der Bundesgenossen oder doch ihr vollständiger Bankerott, dazu die 
sich steigernde Not im Innern. Nun tritt die Wechselwirkung ein. Aus dem Heer 
kommen die Urlauber mit schlechten Geschichten, aus der Heimat bringen sie schlechte 
Nachrichten in das Heer zurück. Dieser Austausch drückt die Stimmung. Wir würden 
uns täuschen, wenn wir das beschönigen wollten. Die Arbeiter kommen mehr und 
mehr dazu, zu sagen, lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. 
General Ludendorff: Wird es Enerer Exzellenz nicht gelingen, die Stimmung 
in den Massen zu heben? 
Staatssekretär Scheidemann: Das ist eine Kartoffelfrage. Fleisch haben wir 
nicht mehr. Kartoffeln können wir nicht liefern, weil uns jeden Tag 4 000 Wagen 
sehlen. Fett haben wir überhaupt nicht mehr. Die Not ist zu groß, daß man vor 
einem völligen Rätsel sleht, wenn man sich fragt, wovon lebt Berlin-Nord und wovon 
lebt Berlin-Ost. Solange man diese Rätsel nicht lösen kann, ist es ausgeschlossen, die 
Stimmung zu bessern. Es wäre eine Unehrlichkeit ersten Ranges, wenn wir darüber 
irgendeinen Menschen einen Iweifel ließen. 
Staatssekretär Haußmann: Wenn wir auf die Stimmung abstellen, so stellen 
wir auf einen sehr labilen Faktor ab. Kein Iweifel ist, daß das Parlament den Appell 
an das Volk in der allerstärksten Weise ergehen lassen wird und auch eine starke Wirkung 
erzielen kann. Wielange, wieviel Wochen, wieviel Tage hängt von dem Verlauf der 
nächsten Ereignisse ab. Die Bevölkerung ist nämlich erst durch den scharfen Ton 
der Wilsonnote vor den ganzen Ernst der Lage gestellt worden. Daraus ergibt sich ein 
großer Widerspruch der Stimmung. Man könnte sie haben, wenn unverschämte Forde- 
rungen, die in der Note zwischen den Zeilen zu lesen sind, deutlich hervorträten. Wie.- 
viel Tage haben wir nach dem Bedürfnis der Armee noch frei zum Führen der Verhand- 
lungen, davon hängt der Ton der Verhandlungen ab. 
General Ludendorff: Wenn die Armee über die nächsten vier Wochen hinüber- 
kommt und es in den Winter geht, so sind wir fein heraus-. Wenn es gelingt, die 
Stimmung während dieser vier Wochen zu heben, würde das von außerordentlichem 
militärischen Werte sein. Ich werde alles tun, was ich kann, um die Verpflegung der 
Heimat zu bessern. Ich werde das gleich mit dem Eisenbahnchef besprechen. Wie weit 
es möglich ist, übersehe ich nicht. « 
Staatssekretär Scheidemann: Der Mangel an Wagen wurde uns neulich sehr 
eindringlich durch Herrn von Waldow zu Gemüte geführt. Er sagte dabei, sehr bald 
würden wir nicht einmal mehr das kleine OQuantum Kartoffeln haben, das jetzt noch ver- 
teilt wird. 
General Ludendorff: Ich werde das Nötige veranlassen. 
Vizekanzler von Payer: Ich sehe nicht so schwarz wie Exzellenz Scheidemann. 
Man muß da unterscheiden. Ich erinnere an die Stimmung des Sommers. Kein 
Mensch hat da gezweifelt, daß wir schließlich als Sieger aus dem Kriege herausgehen, 
aber der Krieg war dem Volke sehr verleidet, und die Stimmung war deshalb schlecht. 
Trotzdem dachte niemand daran, daß wir zugrunde gehen könnten. 
Als wir die erste Note schickten, haben sich die Leute gefragt, was ist los? Es 
scheint doch nicht so gut zu sein. Bald wurde die Stimmung unsicher. Als nun die
	        
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