Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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zweite Wilsonnote kam, da ist die Stimmung zusammengeklappt, und man hat gesehen, 
daß es uns ans Leben geht, aber auch diese Stimmung schlug wieder um: bei der Er- 
kenntnis, daß wir als Nation, vor allem auch wirtschaftlich zugrunde gerichtet werden 
sollen, überlegte sich jeder: Müssen wir das erdulden oder gibt es noch eine Möglichkeit, 
das abzuwenden: Wenn wir den Leuten sagen: Es gibt noch eine Möglichkeit, das ab- 
zuwenden, wenn ihr nur durchhaltet. Wenn ihr aber nicht noch ein paar Wochen halten 
könnt, dann müßt ihr damit rechnen, daß Deutschland halb und halb aus dem Kreise 
der Nationen ausgestrichen wird. Ihr müßt mit einer Belastung durch Entschädigungen 
rechnen, die uns erdrücken wird — dann könnte man sie noch einmal hoch bekommen. 
Wenn es gelingt, die Note so zu fassen, daß die Bevölkerung die Sicherheit ent- 
nimmt, wir sind zwar in einer schweren Lage aber wir werfen die Flinte nicht ins Korn, 
— dann ist noch nicht alles verloren. 
General Ludendorff: Der Vizekanzler hat mir aus der Seele gesprochen. Es 
fragt sich nur: wie schaffen wirs? Da kann ich nur die Bitte wiederholen: Packen Sie 
das Volk, reißen sie es hoch. Kann das nicht Herr Ebert tun? Es muß gelingen. 
Vizepräsident Friedberg: Jedenfalls muß sehr schnell gehandelt werden. In der 
letzten Zeit war die Lage sehr schwierig. Wir haben die Oberpräsidenten hier ver- 
sammelt gesehen. Die sämtlichen Pastoren von Berlin traten zusammen. Die Parteien 
halten Fraktionssitzungen — kein Mensch weiß, woran er ist, und alle fassen sich an den 
Kopf, wie man plötzlich vor einer solchen Katastrophe stehen kann. Wir werden auf- 
gefordert zu sagen: stellt die Lage ernst dar aber noch nicht verzweifelt. Damit bekommt 
man keine Hochstimmung. 
General Ludendorff: In keiner Weise. 
Vizepräsident Friedberg: Jetzt hören wir, daß die Sache wesentlich anders liegt. 
Da stimme ich mit Exzellenz von Payer darin überein, daß wir rasch aus der Note an 
Wilson herausholen sollten, was herausgeholt werden kann. 
Der Reichskanzler: Eure Exzellenz meinen, daß vier Wochen guter Stimmung 
nötig sind? · « 
General Ludendorff: Wenn es mehr sind, ist es mir lieber. Jedenfalls wird 
nach dieser Frist die Krise an der Westfront zu Ende sein, wenn wir auch noch zurück- 
gehen müssen. Man hat das so im Gefühl. Die Angriffskraft war in den letzten Tagen 
nur noch gering. ' 
Der Reichskanzler: Aber innerhalb von 8 bis 10 Tagen kommt wieder eine 
neue Welle, wie Euere Exzellenz damals im Gespräch mit mir selbst gesagt haben. 
General Ludendorff: Die kommt. Ein neuer Angriff ist bei der 10. Armee schon 
in Gang; wie es da steht, weiß ich nicht. Morgen kommt wieder einer bei der 5. Armee; 
das hört nicht auf. 
Der Reichskanzler: Es kommt nun darauf an, daß die Maßregeln, die Sie 
empfehlen, den Angriffen einen solchen Riegel vorschieben, daß man politisch wieder frei 
arbeiten kann. Eure Exzellenz wissen, daß ich damals nicht für die Friedensnote war, 
aber es wurde mir gesagt, jede Stunde kostet uns soundso viele Hunderttausend Mann 
und jeder Augenblick könne eine Katastrophe herbeiführen. Exzellenz von Hintze ist mein 
Zeuge. 
Exzellenz von Hintze: Das ist so, Eure Großherzogliche Hoheit.
	        
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