Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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General Ludendorff: Es ist auch heute so, daß wir jeden Tag eingedrückt und 
geschlagen werden können. Vorgestern ist es gut gegangen; es kann auch schlecht gehen. 
Der Reichskanzler: Wenn Sie sagen, daß wir nach vier Wochen besser stehen, 
so sagen die Engländer, wenn es noch sechs Wochen dauert, so haben wir nicht mehr 
nötig, mit den Deutschen zu verhandeln. Jedenfalls tut die Entente alles, was sie kann, 
um unsere Verhandlungen mit Wilson in die Länge zu ziehen. 
General Ludendorff: Die Verhandlungen in Berlin sind der Entente zu Ohren 
gekommen und haben die Angriffslust gewaltig erhöht. Aber das meine ich doch: jede 
militärische Stärkung der Front stärkt auch die Stellung Eurer Großherzoglichen Hoheit 
für den Friedensschluß. 
Der Reichskanzler: Das ist richtig. 
General Ludendorff: Ob die Stärkung rechtzeitig kommt oder nicht, kann ich 
nicht sagen. Ich wiederhole, was kommt, kommt rechtzeitig. 
Der Reichskanzler: Wie stark ist das Westheer? 
Oberst Heye: Die Westfront zählt jetzt 91 Divisionen, davon 4 OÖsterreicher und 
7 aus dem Osten. Sie sind sehr verschieden an Stärke. 28 Divisionen haben nur Ba- 
taillonsstärken von ungefähr 200 bis 300 Mann. Die übrigen stehen sich ungefähr auf 
400 bis 000. 
General Ludendorff: Hätten wir da vollkräftige Bataillone, so wäre die Lage 
gerettet. 
Der Reichskanzler: Durch die bisherige Aussprache sind die Fragen 1 bis 8 die 
wir zu stellen hatten, erledigt. Ich komme nun zur neunten Fragen: 
Wird durch eine Entblößung der Ostgebiete die Olzufuhr für Heer und Heimat so 
in Frage gestellt, daß wir zum vorzeitigen Friedensschluß oder zur Einstellung des 
II. Boot-Krieges gezwungen werden? 
General Ludendorff: Das wird der Herr Kriegsminister beantworten. 
Scheüch: Dieser Punkt ist allerdings von größter Bedeutung. Wenn Rumänien 
uns nicht mehr zur Verfügung steht, können wir den Krieg noch anderthalb Monate 
weiterführen. Wir haben früher mit zwei Monaten gerechnet; das hat sich aber nicht 
bewahrheitet, da die Transportmittel geringer geworden sind und der Verbrauch sich 
erhöht hat. 
Wie lange der U-Boot-Krieg beim Wegfallen der Olzufuhr Rumäniens weiter- 
geführt werden kann, weiß die Heeresverwaltung Rumäniens nicht, weil wir den Ver- 
brauch der Marine nicht kennen. Die Ziffern der Marinebehörden über den Verbrauch 
durch die Automobile sind uns gestern zugekommen und noch nicht verarbeitet. 
Es ist unbedingt nötig, daß die Olbewirtschaftung bei Heer und Marine gemein- 
sam erfolgt. Wir müssen gemeinsam erwägen nicht nur, wie teilen wir? sondern auch, 
wie strecken wir: Das ist jetzt unklar. Ich bitte möglichst bald, wenn irgend tunlich 
heute nachmittag, in Verhandlung hierüber einzutreten. Vielleicht wird auch die 
Oberste Heeresleitung und der Admiralstab beizuziehen sein. 
Wir gehen auch in bezug auf die Heimatwirtschaft ganz bedenklichen Verhält- 
nissen entgegen. Wir sind nur noch für wenige Monate eingedeckt. Gestern ist im 
Reichswirtschaftsamt über die Frage verhandelt worden: wie können wir die Leuchtöl- 
mittel für die Heimat kürzen: Jede Kürzung wird natürlich sehr bedenklich sein, denn 
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