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Der Reichskanzler: Und wenn er sie erkämpft hat, wird er uns dann nicht noch
schlechtere stellen?
General Ludendorff: Schlechtere gibt es nicht.
Der Reichskanzler: O ja, sie brechen in Deutschland ein und verwüsten
das Land.
General Ludendorff: So weit sind wir noch nicht.
Graf Roedern: Es ist bisher nur von Sieg oder Niederlage gesprochen worden.
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: wir gehen langsam zurück. Das ist das Wahr-
scheinlichstt, wenn wir einen Durchbruch der Feinde nicht zu befürchten haben. Ich
halte auch nicht für wahrscheinlich, daß wir die Feinde zurückwerfen. Also ange-
nommen wir gehen zurück, wir füllen auf, unsere Widerstandskraft wird gestärkt:
wird dann Amerika veranlaßt, uns bessere Bedingungen zu stellen? Amerika weiß,
daß wir unsere letzten Reserven verbrauchen; es wird seine Jeit abwarten.
General Ludendorff: Wie sieht es denn in den anderen Ländern aus" Ich habe
eine Agentenmeldung, daß in England und Frankreich ernste Befürchtungen auftreten,
der Krieg könnte den Monat überdauern, Deutschland wird die Entente noch auf feind-
lichem Boden zum Stehen bringen. Die Furcht vor einem Umschlag der Lage ist dort
sehr groß.
Staatssekretär Solf: Ich habe den Reichskanzler verantwortlich zu beraten,
wie die Note, die wir an Wilson zu richten haben, nach Ton und Inhalt zu fassen ist.
Für diese Aufgabe bin ich durch die Ausführungen von Exzellenz Ludendorff nicht wesent-
lich besser vorbereitet als vorher.
Ju Anfang dieses Monats ist die politische Leitung des Reiches von der Obersten
Heeresleitung gedrängt worden, die Gegner um Waffenstillstand zu bitten und Frieden
vorzuschlagen. Gegen den Willen und gegen die Auffassung des Reichskanzlers hat
er sich entschließen müssen, diesen Schritt mit seiner Verantwortlichkeit zu decken. Dann
kam die Gegenfrage und auch damals ist an der Auffassung festgehalten worden, daß in
unserer Antwort an den von uns vorgeschlagenen Bedingungen einfach festzuhalten sei.
Jetzt ist die Antwort Wilsons gekommen, die uns vor schwere Entschlüsse stellt und
sofort ändert sich das Bild, so daß wir die Lage noch halten können, ja, daß, wenn wir
die nächsten vier Wochen überdauern, wir sogar viel besser dastehen als bisher.
Davor stehe ich wie vor einem Rätsel. Was ist der wirkliche Grund, weshalb
geht jetzt, was vorher für unmöglich erklärt worden war?
General Ludendorff: Ich habe immer den Menschenmangel als das Wichtigste
dargestellt. Heute höre ich, daß der Mangel nicht so groß ist, wie ich angenommen
hatte. Heute höre ich, daß ich in absehbarer Jeit*600 000 Mann bekommen kann.
Weshalb ich sie nicht früher bekommen konnte, darüber will ich nicht sprechen. Kann ich
sie jetzt bekommen, so hört die Vereinsamung der Armee auf. Trotz der unglücklichen
Ereignisse ändert sich die Lage, weil zugleich die Kampfkraft des Feindes nachläßt.
Nach wie vor glaube ich, daß wir die Waffenstillstandsverhandlungen, wenn es
irgend geht, erreichen müssen. Aber nur solche Waffenstillstandsverhandlungen dürfen
wir annehmen, die eine geregelte Räumung des Landes gestatten, also mindestens zwei
bis drei Monate Frist. Und dann dürften wir keine Bedingungen auf uns nehmen,
die eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten unmöglich erscheinen lassen. Daß dies
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