Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

— 86 — 
die Absicht ist, muß man aber nach der Note annehmen. Die Bebingungen sollen uns 
außer Gefecht setzen. Bevor wir uns auf weiteres einlassen, muß der Feind einmal 
sagen, was denn eigentlich seine Bedingungen sind. 
Nicht kurzer Hand mit Wilson abbrechen. Im Gegenteil: »Sagt doch mal, 
was sollen wir eigentlich tun? Wenn Du etwas gegen unsere nationale Ehre verlangst, 
uns kampfunfähig machen willst, dann heißt es allerdings nein.« 
Damit verlasse ich den bisherigen Boden nicht. Ich bitte nur, die Maßnahme, 
die der Kriegsminister vorgeschlagen hat, rasch durchzuführen. 
Staatssekretär Solf: Diese Maßnahme war doch auch damals schon in Aus- 
sicht genommen. 
General Ludendorff: Seit dem April und viel länger noch kämpfe ich um 
Menschen. Sie sind mir nicht gegeben worden. Es ist doch eine Tatsache, daß wir 
70 000 Mann monatlich zu wenig bekommen. Hört dieses Defizit auf, und die Kampf- 
kraft des Feindes läßt nach, so braucht man nicht alle Bedingungen anzunehmen. 
(Folgt Beratung anderer Fragen.) 
Nr. 58. 
Besprechung der Staatssekretüre 
am 17. Oktober 1918, nachmittags 5 Uhr. 
Auszug. 
Anwesend: 
Die Exzellenzen von Payer] Friedberg, von Waldow, 
Haußmanns) Groeber, Scheidemann, Scheüch, 
Solf, Graf Rödern, Wahnschaffe; Direktor Deu- 
telmoser, Geheimrat Simons und Geheimrat von 
Schlieben Oberst von Haeften. 
Später: Seine Großherzogliche Hoheit der Herr Reichskanzler, 
Exzellenz dudendorff, Oberst Heye. 
Es erscheint mit Oberst Heye der General Ludendorff, an welchen Exzellenz 
von Payer die Frage richtet, wie die in ÖOsterreich zu erwartende Katastrophe voraussicht. 
lich auf unsere militärische Lage wirken würde. 
Ludendorff: Nach Nachrichten des Generals Cramon sei der Geist der öster- 
reichischen Armee überraschend gut. Der Ausfall von Österreich würde natürlich sehr 
ungünstig wirken, ob allerdings auf unsere Truppen, das sei sehr zweifelhaft, da auch 
der Abfall Bulgariens auf diese Kinen besonderen Eindruck gemacht habe. Gleich- 
wohl befürworte ermit Rücksicht auf den zu befürchtenden 
Abfall Österreichs, die Fortsetzung der Friedensverhand. 
lungen. Ersehe jedoch die Lage in Österreich nicht so an daß 
wir dadurch gezwungen würden, jede Bedingung anzu- 
mehmen. Durch den Abfall Österreichs würde allerdings 
die italienische Armee frei, das sei natürlich schlimm. 
Schließlich sei aber dann immer noch ZJeit, klein bei- 
zugeben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.