8 WIEHELAI- DER SIEGCREICIIE
Brustkrämpfe und Atemnot geklagt. Nun traten
diese Krankheitserscheinungen mit immer kürzeren
Unterbrechungen auf. Die Arzte erklärten es für“
ein gefährliches Herzleiden. Man war nicht nur
s in der königlichen Familie, sondern auch im ganzen
Lande der Ansicht, daß lediglich der Schmerz über
das Unglück des Vaterlandes die eigentliche Ursache
sei.
Von der Ahnung erfüllt, daß sie bald abberufen
16 werde, war Königin Luise zum Besuche ihres in
Hohenzieritz weilenden Vaters’ gereist. Hier aber
nahm die Krankheit bald eine Wendung, die das
Schlimmste befürchten ließ. Ein Brief benachrichtigte
den König, der sofort mit dem Kronprinzen und
15 Wilhelm nach Hohenzieritz aufbrach. Nach durch-
fahrener Nacht’ traten alle drei an das Krankenbett.
In Ulbereinstimmung mit der düstern Trauer,
welche das Zimmer atmete, herrschte draußen an-
haltendes Regenwetter. Von tiefstem Schmerz er-
20 füllt umarmte der König seine Gemahlin. „Gottlob,
daß ich hier bin!“ war alles, was er sagen konnte.
„Ich fühle, daß es zu Ende geht,“ flüsterte sie,
„was ist doch“ alle irdische Größe? Man nennt
mich eine Königin, und ich fühle mich so ohn-
2s mächtig, daß ich keinen Arm rühren kann. Wo
sind meine Kinder? „Hier ist Fritz,“ sagte der
Kronprinz, die Hand der Mutter ergreifend. Wil-
helm aber war unfähig zu sprechen. Er sank auf
die Kniee und weinte heiße Thränen. „Bleibt gut
zo Und brav, meine Kinder,“ mahnte die Mutter,
„haltet mein Andenken in Ehren. Ihr habt schon