VI. Buch. Binnenhandel. 279
dürfen, daß die Warenhäuser an dem Berliner Detailgeschäft mit mindestens 10% be-
teiligt sind.
Dabei ist aber noch folgendes zu beachten. Wird die Konkurrenz, welche die Waren-
häuser den übrigen Betrieben des Warenhandels bereiten, auch von der Mehrzahl der
letzteren empfunden, so stuft sich der Grad der Einwirkungen doch ab. Am wenigsten
werden diejenigen Detailgeschäfte beeinflußt, die weitab vom Zentrum der Stadt ge-
legen sind, eine englokale Kundschaft haben, den alltäglichen Bedarf befriedigen; es sind
dies vorzugsweise Ueinere Geschäfte. Die ganze Wucht des Wettbewerbes der Waren-
häuser dagegen haben die mittleren und größeren Betriebe des Detailhandels auszu-
halten. Schält man sie aus der Gesamtmasse der Spezialgeschäfte heraus und stellt sie
den Warenhäusern gegenüber, so erfährt der obige Prozentsatz wiederum eine Steigerung.
Für Berlin gibt die städtische Statistik, die über das Personal der gewerblichen Mittel-
und Großbetriebe geführt wird, einen Anhalt zur Beurteilung der einschlägigen Verhält-
nisse, wenn auch der Schluß von der Zahl der Beschäftigten auf den Umfang des Umsatzes
nicht ganz einwandfrei ist. In den kaufmännischen Betrieben Groß-Berlins, in denen
ein Personal von wenigstens 25 Personen beschäftigt war, betrug die Gesamtziffer der
Angestellten in neuester Zeit etwa 70 000; von diesen waren in den Warenhäusern 20 000,
also mehr als 280, beschäftigt.
Neben den Warenhäusern sind es die
Konsumvereine, die einen Teil des
Warenhandels an sich ziehen und damit den Wettbewerb im Detailgeschäft verschärfen.
Über den Umfang, den die Konsumvereinsbewegung im Laufe der letzten 5 Jahre an-
genommen hat, gibt nachstehende Tabelle einige Auskunft, in die des Vergleichs halber
auch Ziffern aus fremden Ländern aufgenommen worden sind:
Jahresumsatz der Konsumgenossenschaften in Millionen Mark:
Oeutschland Großbritannien Frankreich
Detailhandel und Konsumvereine.
1907. 306 1363 175
190888 356 1396 184
1900. ......... 357 1406 198
1910.. ......... 412 1437 213
1911. 496 1496 240.
Diese Aufftellung umfaßt aber nur die Konsumwereine, die in Genossenschaften zu-
sammengeschlossen sind, und von diesen auch lediglich diejenigen, welche eine ordnungs-
mäßige Statiftik führen. ODie zahlreichen losen Gebilde mit konsumvereinsartigem Charak-
ter sind nicht einbezogen worden. Die Gesamtumsätze, die durch Konsumvereine oder
ähnliche Verkaufsorganisationen vermittelt werden, sind somit höher als die in obigen
Ziffern bezeichneten Umsätze. Eine Schätzung ist naturgemäß nicht möglich, indes darf
man annehmen, daß der sogenannte heimliche Warenhandel, der in behäördlichen
Bureaus und privaten Kontoren sich eingenistet hat, nicht unbeträchtliche Mengen von
Waren umschlägt. Vom Standpunkte des Detailhandels sind angesichts dieser Verhält-
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