Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

392 Die volkswirtbschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover 
Die Concurrenzfrage wird niemals nach dem Standpunkte 
der Unbemitteltsten oder Ungeschicktesten und Trägsten, die irgend 
ein Gewerbe treiben, sondern nur nach den durchschnittlichen 
oder allgemein gültigen Verhältnissen, unter welchen ein Gewerbe 
irgendwo betrieben wird und zur Zeit betrieben werden kann, 
beantwortet werden dürfen. Es kommt im Steuerverein eben- 
sowohl als im Zollverein und anderswo vor, dass z..B. von 12 
Concurrenten, die an demselben Orte dasselbe Gewerbe treiben, 
6 sich zum Wohlstande emporschwingen, 3 weder vorwärts noch 
rückwärts kommen und die letzien 3 (welche auch nicht zu 
halten sein würden, wenn man jede Stadt von der andern durch 
Zölle absperren wollte) gänzlich verarmen; und hieraus erklärt 
sich, dass auch in Hannover nicht selten an demselben Orte 
oder in derselben Gegend diejenigen, welche dieselbe Fabrika- 
tion treiben, über die Folgen des Zollanschlusses auf ihr Ge- 
schäft sehr abweichend denken, indem die Einen muthig und 
energisch den Anschluss wünschen, weil sie Erweiterung des 
Absatzes ‚hoffen‘, während die Anderen dagegen sind, weil sie 
eine weitere Beschränkung ihres ohnehin schon beschränkten 
Absatzes fürchten. Sofern aber die künftige Concurrenzfähigkeit 
dieses oder jenen Gewerbes nach Maassgabe der vorhandenen 
Capital- und Creditmittel, nach dem Preise der Roh- und Hülfs- 
stoffe, dem Stande des Arbeitslohns u. s. w. an sich vorhanden 
und nur von der Aneignung möglicher Betriebsverbesserungen; 
von der grösseren speculativen Thätigkeit und technischen An- 
strengung der Unternehmer abhängen sollte, kann es nicht scha- 
den, dass hiezu durch den Zollanschluss auch in Hannover ein 
mächtiger Impuls gegeben wird; dieser Impuls hat in Kurhessen, 
Baden, Württemberg, vielfach auch in Preussen und Sachsen 
die wohlthätigsten Folgen gehabt. _ 
Hannover besitzt übrigens schon eine grosse Anzahl von 
tüchtigen Fabrikanten und anderen Gewerbetreibenden, welche 
(— wir erinnern an die Resultate unserer Industrieausstellungen 
und an notorische Absatzverhältnisse —) sofort wohlgerüstet 
auf den Kampfplatz treten können, und man thut sehr Unrecht, 
die hannoversche Industrie mit unverkennbarer Absichtlichkeit in 
Veranlassung der Zollanschlussfrage so äusserst kläglich und
	        
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