in Brüssel. 655
sich zu verschaffen genöthigt sind, und welche, nachdem sie benutzt wor-
den, zu den Acten gelegt zu werden pflegen. Die so gewonnene Ermte
der Statistik fällt doppelt werthvoll aus, wenn die einzelnen Verwaltungs-
behörden ehe sie die Nachforschungen „ die sie brauchen, anstellen, der
Direction der Statistik die Entwerfung der bei denselben zu Grunde zu
legenden Formulare überlassen !). Geschieht diess, so ist es dieser Stelle
zuweilen möglich, sich vorneherein eine sichere Controle zu verschaffen,
indem die Thatsachen unter verschiedene Gesichtspunkte so classificirt wer-
den, dass schliesslich die Ergebnisse zusammenstimmen müssen. — Üzörnig
hebt nun mit grossem Recht die Nothwendigkeit einer kritischen Prüfung
der Daten überhaupt besonders da hervor, wo sie, wie bei der Industrie
und dem Handel, von Privatpersonen unmittelbar herrühren. Die einzelnen
Methoden der angewandten Controle bei Seite lassend, spricht er sich so-
dann dahin aus, dass man für die Statistik der Industrie die sicherste Aus-
kunft erhalte, wenn man von den Industriellen die Angabe der Maschinen
und der Fabricationsmittel, so wie der in ihren Etablissements beschäftigten Ar-
beiterzahl verlange, und dann die Menge der verarbeiteten Rohstoffe oder
Halbfabrikate, so wie der in den Grosshandel gebrachten fertigen Waaren
berechne. Mit mehr als 6000 Gewerbtreibenden sei in diesem Sinne von
der Direction in Wien correspondirt worden. Mittelst der Kenniniss der
Technik der verschiedenen Gewerbszweige und der Einheit ihrer Operationen,
und mit Hülfe der Creditetablissements, welchen in der Regel durch ihre
Verbindungen mit den Fabrikanten die Quantitäten der dem Grosshandel
übergebenen Fabrikate bekannt sind, lassen sich auch ohne directe und
detaillirte Kenntnissnahme von der Menge und dem Werthe der industriellen
Producte, zu einer annähernden Schätzung, die der Wirklichkeit sehr nahe
liege, kommen: die Annäherung aber sei die Wahrheit in statistischen
Dingen.
Die officiellen Publicationen Oesterreichs sind kurz aufgezählt folgende 2).
Zuerst die „Tafeln zur Statistik der österreichischen Monarchie“, deren Dop-
peljahrgang 1847 und 1848 am Erscheinen ist. Sodann die „Mittheilungen®,
die seit vier Jahren in monatlichen oder vierteljährlichen Lieferungen er-
schienen sind; sie enthalten die Berichte der österreichischen Consuln, be-
sonders: derjenigen im Orient, über Handelsverhältnisse; solche Detailartikel,
welche in dem grossen Werke der Tafeln keinen Platz finden, und eine über-
sichtliche jährliche Statistik um einigermaassen die durch den schwierigen
1) Diess scheint in Oestreich hiernach zuweilen zu geschehen. Ein völliges Ueberlassen
der Entwerfung der Schemate an das statist. Bureau ist übrigens nicht nöthig; in den
meisten Fällen wird, wo keine statistische Commission wie in Belgien vorhanden ist, eine
gemeinschafuliche Festsetzung, wie sie in Bayern stattfindet (siehe unten $ 657), den Zweck
besser erreichen. Diese Maassregel, so wie jenes andere Verfahren eines selbstihäligen
Ausbeutens der Registraturen durch die Beamten des statistischen Bureaus können gewiss
nicht genug zur Nachahmung empfohlen werden.
2) Vgl. Archiv N. F. Vil (1348), 176, 948; XI (1851), 243; X (1853), 399 und diese
Zeitschrift Vi, 742. '