Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

in Brüssel. 09 
Nützlichkeit wohlfeilen Portos für die Statistiker, kann man nöch viele 
Dinge herbeiziehen, für welche diese oder jene Partei den glänzenden 
Schild des Votums einer Versammlung von bekannten Namen zu gewinnen 
wünscht, Sobald aber diess geschieht, sobald z. B. der Gegensatz der 
Handelsfreiheit und des Schutzzolls, sobald namentlich politische Parteibe- 
strebungen, so berechtigt sie sein mögen, sich an die Fersen der statisti- 
schen Congresse heften, wird es um ihren Frieden, wenn nicht — unter 
den Sternen, die zur Zeit regieren — um ihre Existenz geschehen sein. 
War es erfreulich, dass eine in Deutschland unbekannte, in Frankreich und 
Belgien noch aus der Zeit J. B. Says nachklingende und durch neuere An- 
griffe Blanquis und Lamartines auf die Statistik wieder belebte Eifersucht 
der Oeconomisten und Statistiker in Brüssel bei Seite gelegt ward, und dass 
ein friedliches Ergebniss dadurch möglich gemacht wurde, dass nationale 
und politische Gegensätze, die in schroffer Abweichling vertreten waren, 
den neutralen Grund respectirten — so hätte man auch gleich Anfangs sich 
denselben sichern sollen, und das konnte nicht einfacher, nicht schonender, 
nicht wirksamer geschehen, als indem man sich auf dem Gebiete der Statistik 
verschanzte, und jeden Antrag abwies, der nicht auf ihm zu Hause war. 
Ein weiterer Antrag Ramon de la Sagras, der in der Schlussitzung 
einfach an die organisatorische Commission d. h. die Centralcommission in 
Brüssel gewiesen ward !), verlässt zwar das Gebiet der Statistik im weitesten 
Sinne nicht, erregt aber dennoch Bedenken und entlockt uns den Wunsch, 
dass die Commission ihn nicht berücksichtigen möge. Der Antragsteller wünscht: 
dass im Programm des nächsten Congresses unter dem Titel: physische 
Statistik eine neue Reihe von Fragen erscheine über Climalologie, Oro- 
graphie, Geographie, sowohl der wildwachsenden als der landwirihschaft- 
lich gebauten Pflanzen, periodische Phänomene des Lebens der Pflanzen 
und der Thiere, die sich an die grossen Probleme der Physik der Erde 
anschliessen und durch ihre Wirkungen zu der Gesundheitspolisei, der 
grossen Cultur, dem Forstwesen und der Verfassung des Grundeigenihums 
in unmitielbarer Besiehung stehen. 
Unsere Besorgniss ist, dass wenn die Commission diesen Antrag ver- 
wirklicht, der nächste Congress in zwei disparate Bestandiheile zerfallen 
kann. Denn nur ganz ausnahmsweise interessiren sich die nämlichen Männer 
für diese physischen Fragen und zugleich für die socialen Objecte der eigent- 
lichen Statistik. Wenigstens werden sie in der Regel nur das eine Gebiet 
verstehen, im andern, wenn es sie überhaupt in Anspruch nimmt, nur 
dilettiren. Wie leicht könnte der Zufall dann in den allgemeinen Ver- 
sammlungen die Entscheidung über die Fragen des einen Kreises in die 
Hand der gerade anwesenden Männer des andern werfen! Und wenn diess 
4) Es ist unrichtig, wenn Heuschling im Journal des Econ. 1. c. 107 diesen Wunsch 
de la Sagras unter die Wünsche des Congresses selbst einreiht; der Congress hat sich 
nicht dagegen und nicht dafür ausgesprochen, er hat ohne alle Discussion die Entschei- 
dung der Commission anheimgestellt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.