Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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Frage, wie sich die Lieferung von Kriegsmaterial an Deutschlands 
Gegner mit der Neutralitätserklärung des Präsidenten Wilson zu 
Anfang des Weltkrieges vereinbare, antwortete der Botschafter, er 
persönlich wisse nichts von solchen Lieferungen; aber falls besonders die 
Nachrichten über den Transport von Munition und Waffen aus der 
Union sich bestätigen sollte, so sei das nicht gegen das Völkerrecht. Die 
Sachen stammten ja von privaten Lieferanten, und diese würden 
dasselbe nach Deutschland schicken, wenn es drüben Bestellungen auf- 
geben würde. Natürlich sei der Transport dann schwieriger und das 
Risiko größer. Würden deutsche Kreuzer die Schiffe, die mit Kriegs- 
konterbande für England beladen sind, aufgreifen, so würden sie diese 
kapern. Nie und nimmer kann die Regierung der Vereinigten Staaten 
Ausfuhrverbote für solche Waren erlassen, da der Verkauf von Landes- 
erzeugnissen nicht unter ihre Kontrolle gestellt werden kann. Als die 
Union in Mexiko während des letzten Aufstandes Truppen landete, 
brachte der deutsche Dampfer „Kronprinzessin Cecilie“ für die Auf- 
ständischen Waffen nach dort. Derselbe Dampfer werde heute in den 
Vereinigten Staaten vor englischen Schiffen geschützt, da er sich dorthin 
zurückflüchten mußte, wie noch erinnerlich sein dürfte. Herr Gerard 
sagte weiter, die Stimmung in Amerika beginne zugunsten von Deutsch- 
land und Oesterreich-Ungarn umzuschlagen, was ja ein erfreuliches 
Zeichen sei. Durch eine gerechte Beurteilung der Lage werde die 
Stimmung auch weitere Fortschritte machen. Zu Beginn des großen 
Ringens sei der Nachrichtendienst nach der Union außerordentlich 
schwierig zu bewerkstelligen gewesen. Daraus erkläre sich allein schon, 
daß deutsche Berichte sehr spärlich nach Amerika gelangen konnten. 
Die Verhältnisse sind auch heute nicht viel besser. (Berl. Tagebl., 
30. November.) 
Der Bericht der Obersten Heeresleitung. 
Amtlich. Großes Hauptquartier, 30. Nov., vorm. 
Von Westfront nichts zu melden. 
An ostpreußischer Grenze mißglückte ein Ueberfallsversuch stärkerer 
russischer Kräfte auf deutsche Befestigungen östlich Darkehmen unter 
schweren Verlusten; der Rest der Angreifer, einige Offiziere und 600 
Mann, wurde von uns gefangen genommen. 
Südlich der Weichsel führten die gestern mitgeteilten Gegenangriffe 
zu nennenswerten Erfolgen. 18 Geschütze und mehr als 4500 Gefan- 
gene waren unsere Beute. 
In Südpolen ist nichts Besonderes vorgefallen. 
Oberste Heeresleitung. (W.T.B.) 
Ausfüllung der Heereslücken in Frankreich. 
(W.T.B.) Lyon, 29. November. 
Zur Beruhigung des in Frankreich herrschenden Unwillens, daß 
eine große Anzahl Mobilisierter nicht eingestellt sei, schreibt „Lyon 
Républicain“, es habe sich dabei um Ueberzählige gehandelt, welche in 
weitaus größerer Zahl eintrafen als vorhergesehen. Es fehlte an Offi- 
zieren und schien daher unnütz, die Staatskosten zu erhöhen und größere
	        
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