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ausfuhren, um die Besatzung der „Leipzig“ zu retten, schoß die „Leipzig“
noch einmal. Das Geschoß explodierte auf Deck der „Glasgow“. Darauf-
hin feuerte die „Glasgow“ die letzte Breitseite auf die „Leipzig“, die diese
zum Sinken brachte. Die britischen Offiziere bedauern, daß von der
„Leipzig“, offenbar in der Hitze des Kampfes, dieser letzte Schuß abgegeben
wurde. Sie glauben, daß es sich um einen bedauerlichen Zufall handelte.
Die übrigen englischen Schiffe holten die „Nürnberg“ ein und forderten
sie zur Uebergabe auf. Da sie sich weigerte, wurde sie in Grund geschossen.
Ihr Untergang rettete die Schiffe „Dresden“ und „Prinz Eitel Friedrich“,
weil die englischen Schiffe die Verfolgung einstellten, um die Ueberleben-
den des deutschen Schiffes aufzunehmen. Nach anderen Berichten aus Mon-
tevideo wurde der Panzerkreuzer „Inwincible“ zwanzigmal von Geschossen
getroffen, ohne daß er ernstlichen Schaden litt. Nur 14 von der Besatzung
wurden verwundet.
Als die „Gneisenau“ sank, hatte sie die ganze Munition verschossen,
wollte jedoch nichts von der Uebergabe wissen. Beim Untergange salu-
tierten viele Offiziere; ein Teil der Besatzung versammelte sich auf dem
Achterdeck und sang „Die Wacht am Rhein“. Eine große Anzahl, darunter
auch Offiziere, wurden nachher gerettet. Einige starben an Bord der eng-
lischen Schiffe; die übrigen werden nach England gebracht. Von der
„Scharnhorst“ wurde niemand gerettet.
Aufregender Kampf in den Lüsten an der englischen Küste.
Rotterdam, 27. Dezember.
Aus London wird unter dem 26. Dezember berichtet: Dichter Nebel
ermöglichte einem deutschen Flugzeug des Albatrostyps, unbemerkt an
der englischen Küstenwacht vorbeizukommen. Erst als bei Sheerneß der
Nebel stieg, wurde das Flugzeug entdeckt. Offenbar hatte es die Absicht,
nach London zu fliegen. Bei Erith wurde das deutsche Flugzeug von
englischen Fliegern auf seinem Wege nach London abgeschnitten und der
Themse aufwärts zurückgetrieben. Der Albatros überflog dann Essex see-
wärts. Augenzeugen sahen, wie die Granaten von Ballonabwehr-
kanonen manchmal dicht bei dem Albatros-Doppeldecker platzten, und wie
die Deutschen mit ihren Verfolgern Schüsse wechselten. Der deutsche Flug-
zeugführer lenkte seine Maschine sehr gewandt, so daß das mit einer
Kanone bewaffnete englische Flugzeug nicht schießen konnte, ohne die
anderen Engländer zu gefährden. Nachdem sich zu den drei Engländern
noch eine Anzahl anderer Flieger gesellt hatte, schien die deutsche Maschine
verloren. Da kam der rettende Nebel, und der Albatros sauste mitten
durch die Flotte und entkam. Die Engländer flogen nun schleunigst östlich,
um den Gegner zwischen Sheerneß und Southend abzufangen. Der Versuch
mißlang aber, und die Verfolger kehrten bald unverrichteter Dinge zurück.
Der Generalstabsbericht.
Großes Hauptquartier, 27. Dezember vorm.
Westlicher Kriegsschauplatz.
In Flandern ereignete sich gestern nichts Wesentliches. Englische
Schiffe zeigten sich heute morgen.