Hauptzweck ja gewesen wäre, ein erneutes Festsetzen der
Deutschen hinter der oberen Aisne zu verhindern, nachdem
der Durchstoß in der Champagne geglückt war.
Das feindliche Artilleriefeuer richtete natürlich an der
Kampfstellung des XII. Armeekorps große Beschädigungen
an, aber meist gelang es schon in der folgenden Nacht,
sie genügend auszubessern. Im ganzen verlor das IXII.
Armeekorps in der Zeit vom 20. bis 30. September
210 Tote und 670 Verwundete, im Vergleich zu den
Verlusten anderer Monatsdrittel der letzten Zeit ein Mehr
von etwa 18f0 Toten und 560 Verwundeten. Im Hin-
blick auf das starke feindliche Artilleriefeuer erschienen
aber die Verluste nicht sehr hoch. Der rastlose Fleiß der
Mannschaften im Ausbau der Kampfstellung trug seine
Früchte. Die Truppe sah ein, daß sie nicht umsonst so
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nachhhaltig zum Schippen angehalten worden war. Ihre
Stimmung war vorzüglich. Sie brannte darauf, ihr Teil
der Kampfarbeit auf sich zu nehmen zur Entlastung ihrer
Kameraden im Artois und in der Champagne. —
Wie bereits angedeutet, wurde bei der großen Verzweif-
lungsoffensive der Franzosen und Engländer im Frühjahr
1917 dem Aisnewinkel bei Berry-au-Bac, also dem alten
Abschnitt des XII. Armeekorps, seitens der feindlichen
Heeresleitung eine entscheidende Rolle zugedacht. Hier sollte
der Durchbruch erzwungen werden, um dann die deutsche
Abwehrfront nach beiden Seiten aufzurollen. Auch 1917
hat die deutsche Stellung die Gewaltprobe gut bestanden,
der beste Beweis, daß ihre Erstanlage richtig war. So
kann das XII. Armeekorps auch auf den großen deutschen
Erfolg des Jahres 1917 stolz sein. —
Das XXVII. Reservekorps im Jahre 1015
Die zweite Schlacht bei hpern
Wir haben das XXVII. Reservekorps am Schlusse des
Jahres 1914 vor Mpern verlassen, Seite 156. Weder der
strömende Regen noch das aus dem Boden unheimlich
ansteigende Grundwasser hatten den zähen Kampf zwischen
Sachsen und Engländern auch nur auf Tage zu unterbrechen
vermocht.
Während des ganzen Winters arbeiteten sich die Truppen
des XXVII. Reservekorps mit Hacke und Spaten immer
näher an das Wegekreuz Broodseinde heran. Dort hielten
sich die Engländer lange Zeit mit außerster Zähigkeit, um
ihren Artilleriebeobachtern die Einsicht in unsere Stellungen
zu erhalten. Demgegenüber wurde von deutscher Seite
großer Wert darauf gelegt, die Stellung für unsere Artil-
leriebeobachtung fest in die Hand zu bekommen, um den
Grund von Zonnebeke und das Gelände westlich davon über-
wachen und unter Feuer halten zu bönnen. Das Dorf
Broodseinde verschwand allmählich vollkommen vom Erd-
boden. Wo im Oktober 1914 noch zahlreiche große Gehöfte
und Gärten gewesen waren, sah man im Frühjahr 1915
nur noch ein verwüstetes, von einem Gewirr von Schützen-
gräben durchbrochenes Feld. Die Sprengungen der Pio-
niere, die verheerende Wirkung unserer schweren Minen-
werfer und die fortwährende planmäßige Arbeit unserer
Artillerie hatten allmählich selbst die Trümmerhaufen jenes
Dorfes beseitigt. Daß sich selbst in diesen traurigen Resten
der Feind so zäh hielt, beweist den Wert der Stellung und
des Gegneros. Es begründet zugleich die unermüdlichen
Anstrengungen unsererseits, den wichtigen Beobachtungs-
punkt zu gewinnen.
Am 25. Januar unternahm die 106. Reserve-Infanterie-
brigade einen überraschenden Sturmangriff auf Brood-
seinde und die nördlich davon gelegene feindliche „Sack-
stellung“ bei Keerselaarehoek. Trotz eingehender Vorberei-
tung des Unternehmens und trotz des glänzenden Vorgehens
der tapferen Freiwilligen kam der Angriff in dem über-
wältigenden feindlichen Infanterie= und Maschinengewehr-
feuer unter erheblichen Verlusten zum Stehen. Ebenso-
wenig erbrachten Ende Februar und Anfang März zwei An-
Sachsen in großer Jeit. Bo. 11
Kampfgelände vor YDpern 10915