fehlsverbände kehrten die erfolgreichen Truppen der 53. Re-
servedivision bis Mitte November nach Flandern zur vierten
Armee zurück. Dort bildete die §3. Reservedivision um
Ingelmünster zunächst wieder die Heeresreserve. Reserve-
infanterieregiment 243, ebenso alle feuerbereiten Geschütze
der Feldartillerie wurden der 4. Reservedivision zugewiesen.
Auch wurden alle Arbeitskräfte der 5 3. Reservedivision zum
Schanzen und für die Hürdenanfertigung im Korpoabschnitt
des XXVII. Reservekorps verfügbar gemacht. Die übrige Zeit
verwandte die §3. Reservedivision auf die Ausbildung der
Truppen für den von allen herbeigesehnten Feldkrieg.
Die §4. Reservedivision hatte, wie bereito erwähnt, Mitte
September wieder die gesamte Kampfstellung des XXVII. Re-
servekorps übernommen. Von der damit verbundenen
Arbeitstätigkeit vermag sich jemand, der das tief ein-
gegrabene Netz von Kampfgräben, Annäherungswegen und
Unterständen in dem Wiesen= und Schlammbecken des Korps-
bereicho nicht gesehen hat, kaum ein Bild zu machen. In
großzügiger Voraussicht eines Durchbruchkampfes größten
Stils waren zwei völlig gedeckte, tief eingeschnittene Vor-
marschwege — der Suez= und der Panamakanal — an-
gelegt worden, ein Seitenstück zu den französischen Hohl-
wegen in der Champagne. Sie dienten gleichzeitig zur Ent-
wässerung der Kampfstellung. —
Unverdrossen gingen die Leute auch an den Auöbau der
neuen Reservestellung und nahmen damit erneut den Kampf
gegen den tückisch haltlosen Boden, gegen das Grundwasser
und gegen die unaufhörlichen Niederschläge in diesem regen-
reichsten Landstriche Westeuropas auf. Dabei standen die
Mannschaften in stetem Grabenkrieg mit ihren nervenstarken,
am Kampfe gleich einem Sport sich erfreuenden englischen
Gegnern. Aber nie ließen Arbeitseifer, Stimmung und
Kampflust bei den Sachsen nach. Ja es trat bald eine
solche Unbekümmertheit gegen Verluste ein, daß die Vor-
gesetzten immer wieder zu größerer Vorsicht mahnen mus-
ten. Die Leute sangen ihr „denn jede Kugel, die trifft ja
nicht“ nicht nur lustig, sie handelten auch in frischem Sol-
datemmute danach. Württemberger und Sachsen suchten
sich dabei zu übertreffen. Dabei wuchs sich die stets zu-
nehmende gegenseitige hohe Achtung zu echter Kameradschaft
der beiden so verschieden gearteten deutschen Volksstämme
aus, zu einer herrlichen Waffenbrüderschaft, die in den
verlustreichen Grabenkämpfen langer Monate fast täglich
Gelegenheit fand, sich aufs schönste zu betätigen.
Das gleiche vorzügliche kameradschaftliche Verhältnis zwi-
schen Württembergern und Sachsen haben wir bei der Ge-
schichte der § 8. Infanteriedivision zu rühmen, welche in
ähnlicher Weise aus beiden Volksstämmen zusammen-
gesetzt war.
Die enormen Leistungen des XX VII. Reservekorps und seine
Menschenverluste während seines ersten Kriegsjahres ver-
anschaulichen die folgenden Zahlen:
I. Bestand des XXVIll. Neservekorps am 10. 10. 1914:
30 Oddr Mann, darunter 485 Offiziere.
Verluste bis 15. 10. 1018:
tot, verwundet, vermift: 33 646 Unteroffiziere und Mann-
schaften, für längere Zeit erkrankt: 10 940 Unteroffi-
ziere und Mannschaften, zusammen 44 586 Mann.
tot, verwundet, vermißt: 614 Offiziere, für längere Zeit
erkrankt: 401 Offiziere, zusammen 1015.
II. Zuganz aus der Heimat, aus Rekrutendepots, von
anderen Truppen usw.:
45 353 Mann, darunter 575 Offiziere,
nach der Verwundung zurückgekehrt: 7337 Mann, dar-
unter 127 Offiziere.
III. Bestand am 15. 10.1915:
34 119 Mann einschließlich 597 Offiziere.
265
IV. Seit Kriegsbeginn bis Jahresschluß 115 noch bei
ihrem Truppenteil:
7097 Mann einschließlich 177 Offiziere.
V. Menschenverbrauch einschließlich der Zu- und Abgänge,
Versetzungen usw.:
38 373 Mann einschließlich 304 Offiziere.
VI. Im besonderen bei den sächsischen Truppenteilen):
Stand am 10. 10. 1914:
R. 241 R. 242 R. 243 R. 244 M. 245
Offiziere: 53 5 46 31 37 35
Offz.-Stellv.: 13 21 27 25 44
Insgesamt: 30460 2030 2020 2037 2890
Jäög. 25 Jäg. 25 R.-F.-A. 53 M.-Mi.53 u. 54
Offiziere; 17 10 71 14
Offz.-Stellv.: 2 12 2 9
Insgesamt: 965 950 1792 611
Gefechtsverluste bis 15. 10. 1915:
R. 241 R. 242 R. 243 R. 244 R. 245
Offiziere: 48 39 52 27 35
Offz.-Stellv.: 20 7 14 11 27
Insgesamt: 2578 2582 2038 2522 2075
Jäg. 25 Jäg. 20 M.-F-A. 53 R.-Pi. 53u. 54
Offiziere: 9 13 16 4
Offz.-Stellv.: 5 4 3 —
Insgesamt: 915 665 322 128
Am u5. 10. 1915 noch beim Truppenteil"“):
K. 241 R. 242 K. 243 R. 244 R. 245
Offiziere: 3 14 6 12 16
Offz.-Stcllv.: — 3 3 5 6
Insgesam: 407 408 655 519 746
Jäg. 25 Jig. 250 R.-F.A. 53 M.-P. 53 u. 54
Offiziere: 5 3 54 4
Offz.-Stello.: 1 1 2 1
Insgesamt: 130 165 954 151
Was ist aus diesen Zahlen zu entnehmen? An Mann-
schaften ist der eineinhalbfache, an Offizieren sozar mehr
als der dreifache Sollbestand im ersten Kriegsjahre ver-
braucht worden. «
Die Zahl derer, welche von Feldzugsbeginn an durch alle
Fährlichkeiten des männermordenden Kiiegs durchgekommen
sind, betrug nach dem ersten Kriegsjahr nur etwa ein
Viertel der Ausrückestärke.
Ahnlich ist der Menschenverbrauch bei fast allen deutschen
Truppenkörpern gewesen. Bis zum Kriegoende sind die
meisten Regimenter vier= bi# fünfmal ganz aufgefüllt
worden. Naturgemäß verfielen gerade die Besten zuerst
dem schweren Schicksal. Es erscheint geradezu als Wunder,
daß trotzdem das deutsche Volk in Waffen noch weitere
3 volle Kriegsjahre nach dem verlustreichen ersten Jahre
des Kriegs die schweren Menschenverlusie ertragen hat und
selbst dem letzten Niesenansiurm der „23 aliilerten und
assoziierten Mächte“ auf dem Schlachtfelde nicht er-
legen ist.
Das deutsche Volk, gegenüber äußeren Feinden unüber-
windlich, ist schließlich dem tückischen Feind im eignen
Lager erlegen! —
Doch zurück zum XXVII. Reservekorps.
Ende Januar 1916 wurde das XXVII. Reservekorps aus
der Stellung vollständig herausgezogen. Mit Wehmut ver-
ließ die zähe Infanterie ihre Kampfgräben, in denen sie
länger als 153 Monate das Höchste geleistet hatte. Fast
jeder Acker des Korpsbereichs war mit deutschem Blute reich-
lich gedüngt. Langsam, aber stetig war es vorwärisgegangen.
*) Für die l. (sächs.) Abteilung R.-F.-A.-N. 51 nicht darsellkar, da
die ketreffenden Sahten nur für die Regimenter feüßtehen.
“) Offiziere einschließlich der aus dem llntereff#Ltier= und Mann-
schaftsf#and keförderten.