Für den Nachschub von Bekleidung und Aus-
rüstun g für die Front hatten ursprünglich die Kriegs-
Bekleidungsämter zu sorgen. Es erwies sich bei dem Hinzu-
treten immer neuer Kriegsschauplätze und der Sprengung
der alten Kontingentskorps als unmöglich, daß die Kriegs-
Bekleidungsämter der einzelnen Bundesstaaten die Versor-
gung ihrer Korps beibehielten. Den Bekleidungsämtern
wurden deshalb die Armeen oder Armeegruppen zugewiesen,
deren Versorgung auf dem kürzesten Wege erfolgen konnte.
Auch die Versorgung der Besatzungstruppen
mit Kleidung und Rüstung mußte einer Regelung
unterworfen werden; da es nach der Stoffbeschlagnahme
den gehaltempfangenden Heeresangehörigen — Offizieren
und Beamten — nicht mehr möglich war, sich im freien
Handel mit dem Nötigen zu versehen, mußten Bestim-
mungen geschaffen und Preisfestsetzungen getroffen werden,
die dieser Personengruppe die Entnahme aus Heeresbestän-
den ermöglichte. Man schritt schließlich zur Ausgabe von
Kleiderkarten, in denen der Jahresbedarf genau und aus-
kömmlich umschrieben war.
Besondere Aufgaben erwuchsen der Abteilung durch die
Schwierigkeiten, die sich bei der Bekleidung der gewal-
tigen Zahl von Kriegsgefangenen ergab. Man ver-
wandte zunächst erbeutete feindliche Uniformstücke und
schwarze Stoffe, dann ausgesonderte deutsche Friedens-
uniformen. Außerdem wurden besondere Arbeitsanzüge ge-
stellt. An Stelle von Lederschuhen erhielten die Gefangenen
Holzschuhe, später Ersatzschnürschuhe zugeteilt.
Auch für die in Feindeshand befindlichen deutschen
Kriegsgefangenen war Fürsorge nötig, da die feind-
lichen Regierungen ihren Verpflichtungen zur Ausstattung
der Gefangenen mit Bekleidung und Wäsche nicht immer
nachkamen. Das Kriegsministerium arbeitete hier erfolg-
reich Hand in Hand mit dem Roten Kreuze.
Bekleidungs-Prüfungskommissionen, später Korpsbe-
kleidungsausschüsse mußten zur Prüfung und Auf-
nahme der Bestände eingesetzt, Kontrolleure für die militäri-
schen Beschaffungsstellen abgeordnet, Preisprüfungsstellen
errichtet werden, um den Überblick über das in stetem
Wachstum befindliche Bekleidungswesen zu behalten und
Unterschleifen sowie Preistreibereien vorzubeugen.
Auch im Garnisonverwaltungswesen brachte der
Krieg neue Aufgaben. Die Kasernen mußten restlos zur
Unterbringung der Reservisten und der Landsturmrekruten
auögenutzt werden; zeitweise machte sich die anderthalbfache,
ja doppelte Belegung nötig. Die beiden sächsischen Truppen-
übungeplätze, Zeithain und Königsbrück, mußten zur Unter-
bringung in Anspruch genommen werden, und den Ge-
meinden fielen zu Anfang des Krieges Einquartierungen
in großer Zahl zu. Im Verlauf des Krieges erhielten die
meisten sächsischen Mittelstädte Garnisonen.
Trotz mancher Nachteile verdiente die Unterbringung
der Mannschaften in Kasernen vor jeder anderen Art den
Vorzug. Für hygienische Einrichtungen war hier in bester
Weise gesorgt, und die Aufrechterhaltung der Mannegzucht
begegnete kaum Schwierigkeiten. In den Massenquartieren
fehlte es dagegen meist an alledem. Die Reinhaltung der
Säle machte große Schwierigkeiten, die hygienischen Ver-
hältnisse waren mangelhaft, es fehlte an Decken, Wäsche,
verschließbaren Schränken für das Eigentum der Mann-
schaften. Schulen und Baracken, von denen die von der
Stadt Dresden für dreitausend Mann errichteten besonders
gelobt zu werden verdienen, hatten noch die meisten Vorzüge.
Die Uberlassung von Kasernen und Ubungeplätzen für
Lazarettzwecke und Kriegsgefangenenlager rächte sich bald;
für die Truppenunterbringung ging dadurch wertvoller
Raum verloren.
Für die Einrichtung von Geschäftszimmern mußten
meist unter großen Kosten Räumllichkeiten ermietet werden.
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Ersatzpferdedepot, immobile Pferdelazarette, Pferde-
seuchenlazarette und Quarantänestationen mußten größten-
teils in Kavallerie= und Artilleriekasernen untergebracht
werden. Die Erbauung von Baracken eigens für solche
Zwecke wurde unvermeidlich. Mit Nutzen konnten die Räum-
lichkeiten der Dresdener Pferdeausstellung verwandt werden.
Wie bei den Lazaretten, fand auch bei den Ersatztruppen-
teilen allenthalben die Ausnutzung des Bodens zu Zwecken
des Gemüseanbaues Eingang. Die der Tierhaltung in den
Kasernen im Frieden auferlegten Beschränkungen konnten
fallengelassen werden.
Die den Quartiergebern gewährten Entschädigungen ent-
sprachen sehr bald nicht mehr der tatsächlichen Preislage.
Die Lasten, die dadurch besonders ärmeren, und den mit
Grenzschutzkzommandos versehenen Gemeinden auferlegt
wurden, waren nachgerade unerträglich. Eine allmähliche
Heraufsetzung der Entschädigungen hat auch hier bessere
Zustände geschaffen.
Der Mangel an Petroleum führte zur Anlegung von
elektrischen Lichtleitungen in allen Kasernen, wo dazu die
Voraussetzungen gegeben waren; die Neuerung ist als Wohl-
tat dankbar empfunden worden.
Auch zur Linderung der Kohlennot, die sich besonders
vom Winter 1916/17 an fühlbar machte, waren durch-
greifende Maßnahmen notwendig. Eine Anderung und
Besserung konnte überall außer in der Küchenfeuerung kon-
statiert werden; von Einschränkungen konnte hier wegen der
dauernden Uberbelegung der Kasernen und der Veränderung
der Kost, besonders der abendlichen, nicht die Rede sein.
In der Belieferung mit Braunkohle war und
ist Sachsen auf die Hilfe seines südlichen Nachbars an-
gewiesen. Als Lieferbezirk kamen während des Krieges in
Frage das nordwestböhmische und, in zweiter Linie, das
Falkenauer Kohlenrevier. Die Unregelmäßigkeiten, die in
der Lieferung während der ersten Kriegsjahre zutage traten,
zwangen Sachsen, in Teplitz einen Offizier mit dem nötigen
Personal zu stationieren, dessen Aufgabe hauptsächlich in der
nachdrücklichen Vertretung seine# Heimatstaates den Liefe-
rungspflichtigen gegenüber bestand. Wie nötig diese Maß-
nahme war, hat der Erfolg bewiesen. Es konnten die
Hemmungogründe der Lieferung bis auf Reste beseitigt
werden; Reste, die in den Sonderinteressen der böhmischen
Großhändler und der Produzentengruppen und in dem
passiven Widerstand der österreichischen Regierung und ihrer
Organe, ja sogar in dem Versuche, die Ausfuhr von Kohle
zu drosseln, bestanden.
as das Militär-Bauwesen anbetrifft, wird auf
den betr. Abschnitt im Kapitel „Stellv. Intendantur XII“
verwiesen.
Zur Unterbringung der Kriegsgefangenen
wurde eine Vermehrung der Barackenlager nötig. Die ver-
schiedenen Typen haben sich im allgemeinen gut bewährt;
die enge Anlage des Königsbrücker Lagers erleichterte die
Überwachung wesentlich und fand der Platzersparnis wegen
in dem Lager von Groß-Poritzsch bei Zittau Nachahmung.
Allenthalben gestattet die Bauweise der Baracken deren
Weiterbenutzung nach dem Kriege zu Speicherzwecken.
Bei der Herstellung von Fliegerstationen machte
sich das Fehlen von geschulten Arbeitskräften und Nohstoffen
unangenehm bemerkbar; die Verwendung von Ersatzstoffen
mußte gerade hier zu häufigen Ausbesserungen führen.
Der Bedarf des Feldheeres an Holz der ver-
schiedensten Arten und zu den mannigfaltigsten Zwecken
machte die Einrichtung einer „Zentralstelle für Beschaffung
des Holzbedarfs des Feldheeres“ beim preußischen Kriegs-
ministerium nötig. Diese im April 1916 gegründete Stelle
verteilte die Anforderungen auf die stellvertretenden Inten-
danturen, denen die Beschaffung, Prüfung, Abnahme und
Versendung der Holzmengen oblag.