Dann folgte südwärts die Artillerie des XIX. Armee-
korps, zunächst die 24. Feldartilleriebrigade unter Oberst
Baeßler auf den Höhen bei Dréhance. Dort standen das
Feldartillerieregiment 78 unter Oberst Garke und zwei Bat-
terien des Feldartillerieregiments 77. Der Rest des Feld-
artillerieregiments 77 unter Oberstleutnant Bolze und das
II. Bataillon Fußartillerieregiments 19 unter Major Klein-
schmidt fanden mangels lohnender Ziele zunächst noch keine
Verwendung.
Die Artilleriegruppe am weitesten links bildete die
40. Feldartilleriebrigade unter Generalmajor Devrient auf
den Höhen bei Falmignoul. Nördlich des Dorfes stand das
Feldartillerieregiment 68 unter Oberstleutnant Nieper. Vom
Feldartillerieregiment 32 unter Oberstleutnant Vollert stand
die II. Abteilung auf der Höhe 2 km südwestlich des Dorfes
Falmignoul, während die I. Abteilung bei Blaimont zum
Angriff auf Hastiere bereits am Abend vorher bereitgestellt
worden war.
Die Batterien beschossen, soweit es der Nebel gestattete,
die an den Tagen vorher erkundeten feindlichen Stellungen
und belegten die
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Fumay über die Maas vorzustoßen und dem Gegner den
Abmarsch nach Südwest oder West zu verlegen.
Zu dieser Zeit stand die Infanterie beider Armeekorps
bereits seit Stunden im Kampfe an den Ubergangsstellen
im Maastal. Trotzdem gelang es dem General der Ka-
vallerie von Laffert, dem Kommandierenden General des
XIX. Armeekorps, aus den bisher noch nicht eingesetzten
Teilen des Korps eine Dioision in Stärke von zehn Ba-
taillonen, drei Eskadrons und neun Batterien unter dem
Generalleutnant Götz von Olenhusen unverzüglich in Marsch
zu setzen.
10,25 Uhr vormittags traf beim Oberkommando der
dritten Armee eine Fliegermeldung ein, wonach die Straßen
rückwärts von Onhaye in westlicher und südwestlicher Rich-
tung überall mit ungeordneten Kolonnen im Rückmarsch
bedeckt waren.
Dieses Ergebnis der Luftaufklärung ließ beim Ober-
kommando der dritten Armee keinen Zweifel darüber auf-
kommen, daß der südlich der Sambre stehende Feind seinen
Abzug begonnen hatte und daß daher mit großer Wahr-
scheinlichkeit darauf
rückwärtigen Verbin-
dungen des Gegners
mit Streufeuer. Der
Gegner nahm erst
später, an einzelnen
Punkten etwa von
7 Uhr morgens ab
das Feuer auf.
Das erste Vor-
gehen der Infan-
terie
Inzwischen drang
auf der ganzen Front
die Infanterie ent
schlossen gegen die
Maas vor. Von
sämtlichen Vortrup-
pen, welche rasch
auf der ganzen
Maasfront von Houx bis Hastiere in das Flußtal hinab-
gestiegen waren, traf beim Oberkommando bis 8,30 Uhr
vormittags die übereinstimmende Meldung ein, daß der
Feind noch mit starken Kräften das linke Maasufer be-
setzt halte. —
Das Oberkommando der 3. Armee am Morgen
des 23. August
8,35 Uhr vormittags lief ein an die dritte Armee ge-
richteter Funkspruch der Obersien Heeresleitung ein, lautend:
„4. Armee steht im Kampfe in Linie Graide—Neuf Cha-
teau—Tintigny. Durch linken Flügel der 2. Armee wird
heute die Maaslinie zwischen Namur und Givet geöffnet
werden. Es wird sich empfehlen, die verfügbaren Teile der
3. Armee südlich Givet über die Maas zu führen, um dem
gegenüberstehenden Feinde den Rückzug zu verlegen.“
Diese Weisung löste große Freude im Oberkommando
der dritten Armee aus, stand sie doch vollkommen im Ein-
klange mit dem Willen des Oberbefehlohabers der dritten
Armee, der bereits am 22. August 11, 30 Uhr abends in
dem an das XIX. Armeekorps gerichteten Armeebefehle
Ausdruck gefunden hatte.
Der Oberbefehlshaber der dritten Armee begab sich so-
fort zum XIX. Armeekorps und erteilte 9,50 Uhr vormit-
tago dort den Befehl, sofort mit allen verfügbaren Kräf-
ten des XIX. Armeekorps in der allgemeinen Nichtung auf
Dinant vor dem Krieg
gerechnet werden
durfte, den Wider=
stand an der Maas
ober= und unterhalb
von Dinant nur noch
auf absehbare Zeit
aufrecht erhalten zu
sehen. So führte
denn diese Auffas-
sung ohne weiteres
zu dem GEntschlusse
des Oberbefehlsha-
bers der dritten
Armece, den geplan-
ten Vorstoß südlich
von Givet über die
Maas nicht nur mit
allen verfügbaren
Kräften des XIX.
Armeekorps, Kondern
gleich mit dem gan-
zen XIX. Armeekorps zu unternehmen, lag doch in dieser
Operation der Keim zu einem großen Erfolge, nämlich:
entweder zur Trennung der der 1., 2., und 3. Armee
gegenüberstehenden französischen Kräfte von der Heeres-
gruppe, die mit der 4. Armee bei Graide—Neuf Chä=
teau—Tintigny focht,
oder, in weiterer Auswirkung, zur Einkreisung des zuerst
genannten feindlichen Heeresteiles.
Währenddessen aber dauerte am Morgen des 23. August
der feindliche Widerstand am linken Maasufer in der gan-
zen Breite der Angriffsfront zunächst noch unverkürzt an.
Trotzdem teilte das Oberkommando der dritten Armee
in der sicheren Voraussicht, daß der Flußübergang in ab-
sehbarer Jeit würde erzwungen werden, der Obersten Heeres-
leitung und den Nachbararmeen 10,30 Uhr vormittags
mit, daß die dritte Armee zu links überholender Verfolgung
antreten werde, mit dem rechten Armeeflügel von Hour
aus in Nichtung auf Corennes — also rechtwinklig zur
Stoßrichtung des linken Flügels der zweiten Armee — und
mit dem linken Armeeflügel südlich um Givet herum über
Fumay in Richtung auf Rocroi.
Der weitere Verlauf des Kampfes
Der weitere Verlauf des Tages gestaltete sich aber an-
ders, als die allgemeine Lage und der fortschreitende Kampf
auf der eigenen Armeefront am Morgen erwarten ließen.
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