Object: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

— 194 — 
mit jugendlicher Lust in die Welt hinaus: „Ich bin vom Berg der 
Hirtenknab'.“ — Ja, die Lausche ist die Hochwarte der Lausitz, 
ein Klingsteinkegel, fast 800 m über das Meer gehoben, 
am Fuße mit Matten, an den Gehängen mit Wald um- 
kleidet, auf dem Gipfel mit gastlichen Häusern gekrönt, 
ein wundervoller Aussichtsberg, der uus im Süden ein 
Heer böhmischer Berge, im Norden ein gewundenes Band 
fleißiger Fabrikdörfer erschließt. 
3. Am östlichen Fuße der Lausche sind die Bergrücken sanfter 
gehoben und die Gipfel flacher gewölbt. Aber wie auch die Höhen 
steigen und fallen, sie sind überall mit dichtem Walde bedeckt. Mit 
behangenen Armen greifen Fichtengreise ineinander, während das 
Jungholz unter ihnen in sperrigen Trieben sproßt. Die Buche richtet 
ihre glatten Stämme auf und belaubt ihre breite Krone mit reichem 
Blätterschmucke (Buchberg b. d. Lausche). Da lugt das schene Reh 
aus niederem Gesträuche hervor, und der Auerhahn nistet versteckt unter 
verschlungenem Geäste. Immer wundersamer gestalten sich die Felsen, 
je östlicher wir wandern. Da bauen sich Blöcke auf Blöcke zu hohen 
Mauern auf, da strecken sich Säulen, da recken sich Türme, da hüllen 
sich Steingebilde wie Klosterfrauen in Mäntel ein, und ein dicker 
Mönch schreitet wie belebt hinter der Nonne her! Wir sind in den 
Nonnenfelsen, die uns ein Stück Sächsischer Schweiz in der Lausitz 
enthüllen. Wo sich aber die Felsenwände zu erdrückender Enge 
nähern und Stufen durch die schmale Gasse leiten, da haben sie 
den bezeichnenden Namen „Nonnenklunsen“ (Felsenengen) er- 
halten. Frisches Waldwasser rieselt behende über klaren Sand in 
das weite Tal hinaus. In diesem reihen sich Wohn= und Gast- 
hänser zu dem langgezogenen Jonsdorf zusammen. Dort breitet der 
Bleicher sein Garn auf ansteigender Wiesenfläche ans. Der Bach 
netzt es mit Wasser, und die Sonne trocknet es mit ihren heißen 
Strahlen. Auf der Ostseite des Tales steigt der Jonsberg mit 
kräftigem Rücken auf. Sein Wald wird von stillen, lauschigen 
Wegen durchkreuzt. Hier, wo das klare Bergwasser plätschert; 
hier, wo die reine Bergluft weht; hier, wo wunderbare 
Bergformen unsere Einbildungskraft wecken; hier, wo ein 
betriebsames Völkchen auf Bleichen und im Steinbruche 
(Jonsdorfer Mühlsteinbrüche) sich müht: sind auch gast- 
liche Häuser für Sommerfrischler geöffnet, die im Bade 
Jonsdorf Erholung und Stärkung suchen. 
4. Verlassen wir das friedliche Bad und wenden wir uns weiter 
in südöstlicher Wanderung, so steigt bald als zweiter Riese des 
Zittauer Bergzuges der Hochwald vor unserm staunenden Auge auf. 
In breiten Stufen hebt er sich mächtig über seine niedere Umgebung 
(752 m) und rundet sich zu einer felsigen Kuppe aus Klingstein ab. 
Auf einer Bergschulter liegt das kleine Dorf Hain mit seinen 
dürftigen Hütten, der höchste Ort der Lausitz, von dem im Winter 
der Hörnerschlitten pfeilschnell zur Tiefe saust. Wir treten in den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.