I. Der Derlauf des Krieges 15
Ungarns an der italienischen Front erlitten die soeben geschilderten Kämpfe
in Galizien keine Einbuße an Energie, und fast unmittelbar folgte eine neue
große Offen sive in Holen. Mitte Juli begann eine großartige Angriffs-
bewegung quer durch Kurland, Litauen und Holen: im Norden die Heeres-
gruppe Hindenburg den rechten Flügel Elrmee des Hrinzen Leopold von
Bayern) gegen Warschau gerichtet, die Armeeabteilung Woprsch gegen
JIwangorod, die von Galizien losgelöste Beeresgruppe Mackensen gegen die
Linie Qublin—Kowel, in ihrer Mitte die nunmehrige „Bug-Armee“ TLin-
singen. In Galizien und der Bukowina verblieben die Armeen Böhm-
Ermolli, Bothmer (aus deutschen und österreichisch-ungarischen Heeresteilen
neu gebildet) und Pflanzer--Baltin mit der Front: der Bug von Sokal
aufwärts, die Slota Lipa, der untere Dujestr. ZKindenburgs linker Flügel,
die Armee Below, drang, unabhängig von der großen Vorbewegung, durch
Kurland bis zur Düna vor. Mur die Stromübergänge Riga, Jakobstadt
und Dünaburg sind bis heute im russischen Besitze geblieben. Dagegen
wurden die Häfen von Libau und Windau besetzt, ersterer, der einzige eisfreie
Hafen Rußlands, wurde verbessert und als Stützpunkt für unsere Flotte
befestigt. An der Rigaschen Bucht wurden Küstenbefestigungen angelegt.
Die vorwärts der ostpreußischen Ostgrenze im Gouvernement Suwalki
stehende Armee Eichhorn eroberte am 18. August die Festung Kowno am
Ajemen und gewann damit die Straße nach Wilna. Der südliche Flügel
dieser Armee arbeitete sich langsam gegen jenen Strom vor. Die mjemen-
festungen Glita und Ossowiecz gaben die Russen auf, am 5. September wurde
auch der letzte NVjemenübergang Grodnow erobert. Die Armeen Scholz und
Gallwitz erstritten unter schweren Kämpfen die befestigten Tarewübergänge.
Bereits gegen Ende Juli bahnte sich die Einschließung der Weichselfestungen
Nowo-Georgiewstk (an der Tarewmündung) und Warschau an, und am
10. August wurde der erstgenannte platz von General v. Beseler, dem
Eroberer von Antwerpen, genommen. Imnzwischen war Hrinz Leopold von
Bapern nach langem Stellungskampf an der Bzura—Rawka-Linie gegen
Warschau vorgerückt und nach Eroberung der westlichen Forts am 5. August
in die polnische Hauptstadt eingezogen. Unter dem Gberbefehle des
Orinzen wurde nun aus seiner Armee und der Armeeabteilung Wopyrsch,
die am 5. August Jwangorod erobert hatte, eine selbständige Heeresgruppe
gebildet, die gegen Ende des Monats nach Uberschreiten des Bug sich dem
unwegsamen Bialowieskaforst näherte, auf dem linken Flügel in Fühlung
mit Hindenburg, auf dem rechten mit Mackensen. Dieser schloß die Zug-
festung Zrest-Litowsk ein und setzte sich am 26. August in den Besitz dieses
Pplatzes. Der linke Flügel (Erzherzog Josef Ferdinand) hatte schon vorher
unterhalb den Strom überschritten, die Mitte (Linsingen) oberhalb, während
der rechte Flügel (Ouhallo) von vornherein auf dem rechten Ufer vor-
gegangen war. Der weitere Vormarsch ging in Verfolgung der recht-
zeitig abgezogenen Russen durch das große Sumpfgebiet der poljesje in
der allgemeinen Richtung auf Hinsk. Ende August schlossen sich die drei
in Ostgalizien zurückgebliebenen Armeen der Dorbewegung an. Die Strypa
und demnächst der Sereth wurden erreicht, und Böhm-Ermolli drang im