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die Schiffe: „Prinzeß Wilhelm“, „Arkona“, „Cormoran“ und „Irene“
unter Kontreadmiral v. Diederichs den Hafen von Kiautschou besetzte.
Am 14. November 1897 legten sich die deutschen Schiffe in der Bucht
vor Anker und landeten ihre Truppen, 687 Mann mit 30 Offizieren an
verschiedenen strategischen Punkten. Eine Proklamation wurde ange-
schlagen, worin kundgegeben ward, daß Deutschland Chinas Freund
gewesen und bleiben werde, und der chinesische General durch Schreiben
des Geschwaderchefs veranlaßt, seine Truppen in das 15 km inland
gelegene Dorf Tsintau zu verlegen. Die Räumung vollzog sich ohne
Zwischenfall. Schon kurz nach Mittag wurde die deutsche Flagge auf
dem Ostfort geheißt.
Die chinesische Regierung erließ eine Mitteilung an ihre Gesandt-
schaften mit folgenden Sätzen: „Banditen haben in Ku-Yah zwei
deutsche Missionare getötet. Dem Gouverneur von Schantung wurde
auferlegt, den hohen Beamten der Provinz den Befehl zur Verhaftung
und Bestrafung der Schuldigen zu erteilen.“ Schon am folgenden Tage
berichtete der Gouverneur telegraphisch, daß vier Verhaftungen erfolgt
wären.
Da aber der Gouverneur selbst in dem Verdachte stand, die Er-
mordung der Missionare begünstigt zu haben, so konnte diese nachträgliche
Verhaftung einiger armer Schächer, die vielleicht nach Art der Chinesen
ihr Leben verkauft hatten, um ihre Familie zu bereichern, uns keine
Sicherheit gewähren, daß nicht das Leben der Missionare und ihrer
christlichen Anhänger und das unserer zahlreichen Kaufleute in Hankau
und anderen Orts wieder so vogelfrei sein würde als bisher.
Baron Heyking, unser Gesandter in Peking, forderte daher
entsprechende Garantien. Gleichzeitig rüstete man daheim ein zweites
größeres Geschwader aus. Es bestand aus dem Kreuzer I. Klasse
„Deutschland“ mit dem Prinzen Heinrich an Bord, „Kaiserin Augusta“
(Kr. II. Kl.) und „Gefion“ (Kr. III. Kl.).
Der Kaiser entließ seinen Bruder u. a. mit folgenden Worten:
„Die Fahrt, die Du antreten wirst, und die Aufgabe, die Du zu erfüllen
hast, bedingen an sich nichts Neues; sie sind die logischen Konsequenzen
dessen, was Mein hochseliger Herr Großvater und Sein großer Kanzler
politisch gestiftet und was Unser herrlicher Vater mit dem Schwerte auf
deim Schlachtfelde errungen hat; es ist weiter nichts, wie die erste
Betätigung des neugeeinten und neuerstandenen Deutschen