zum 21. Grade östlicher Länge gesichert wurde, stößt es an das Fluß-
gebiet von Tonke oder Tiogo. An der nördlichen, also portugiesischen
Grenze längs des Tschobiflusses und über diesen hinaus schiebt sich eine
breite Zone deutschen Gebiets bis an den Sambesi, die Hauptverkehrs-
ader von Süd-Ost-Afrika, unter dem 25. Grade östlicher Länge heran.
Es ist das die spöttisch sogenannte „Bleistiftspitze“, auch der Caprivizipfel,
eine der sonderbarsten Gebietsgestaltungen, die in der Weltgeschichte je
vorgekommen sind, aber offenbar nicht in dem Maße nutzlos, wie man
annimmt. Denn gerade hier fand sich der bekannte blaue Grund, welcher
diamantführend ist. An Häfen finden sich außer der Lüderitzbucht (Angra
Pequena, was auf portugiesisch kleiner Hafen bedeutet) nur der Sand-
wichshafen und der neuerrichtete Hafen von Tschoatschaut oder Swakop=
mund. Die beiden letzteren begrenzen die britische Walfischbai nördlich
und südlich. Sie bilden gleichsam jeder für sich ein exotisches Altona,
sind aber mit besserem Erfolg verbunden, da der den Briten gehörige
Hafen zusehends versandet, so daß britische Guanoschiffe bereits sich ge-
nötigt sehen, den Schutz von Swakopmund aufzusuchen.
Vom Meere aus gesehen gewinnt der Ankömmling vorerst den Ein-
druck einer Wüste mit vorliegenden, stark umbrandeten und aufgewühlten
Dünen. Erst in einer Entfernung von 60 bis 150 km von der Küste
liegen 1000 m hohe und namentlich im Norden sich schroff auf einige
tausend Fuß erhebende Gebirgspartien vulkanischen Ursprungs. Die
höchste Erhebung befindet sich im Damaraland und beträgt 2300 m.
Im Innern aber dehnen sich zwischen den verschiedenen Höhenzügen und
Kopjes weite Grasflächen, Savannen oder Steppen aus, die sich wenigstens
ebenso vorzüglich wie die von Transvaal zur Viehzucht eignen. Das
wird zur Genüge durch die vorhandenen großen Herden der Eingeborenen
bewiesen. Auch gelangten eine Anzahl deutscher Ansiedler durch Viehzucht
hier in wenigen Jahren zu großem Reichtum. Dieses Flachland wird
von sogenannten Regenflußbetten durchzogen, welche während der Regen-
zeit in gefahrdrohender Weise anschwellen. Sie werden zwar ebenso
schnell wieder trocken, im Untergrunde aber, oft nur wenige Fuß tief,
unter dem auflagernden Sand späterer Bildung, erhält sich ein Grund-
wasserstrom, der durch sogenannte Galeriewälder bezeichnet und durch
Brunnen leicht nutzbar zu machen ist. Die hier gedeihende Vegetation
treibt ihre Wurzeln 20—30 m tief und hat so saftreiche Blätter, daß
die Schafherden nur aller zwei oder drei Jahr einmal zur Tränke getrieben