Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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unter Führung des von uns begünstigten Maharero sämtliche deutschen 
Ansiedler in ihrem Bereich auf grausamste Weise hingemordet. 
Bei der Schwäche unserer Seewehr hatten wir in jenen Gewässern 
damals nur das kleinere Kanonenboot „Habicht“, das sofort von Kapstadt 
aus herbeidampfte. Dessen Mannschaft landete am 19. Januar in 
Swakopmund und stieß längs der Bahn nach Karibib vor. Entsetzliche 
Bilder der Zerstörung trafen ihre Augen. Nichts als rauchgeschwärzte 
Trümmer und verstümmelte Leichen! In Waterberg waren sämtliche Weiße 
des Orts hingeschlachtet worden, unter ihnen Legationsrat Höpner und 
Ingenieur Watermeyer; Gobabis, Okahandja, Otsoasu, Omaruru, Karibib, 
Grootfontein, Ontjo, Windhuk waren Schauplatz gleicher Greuel gewesen. 
Im ganzen waren 159 Personen, darunter 123 unserer Landsleute, 
Farmer und Händler, auch 5 Frauen, der Mordlust jener entsetzlichen 
Bantus zum Opfer gefallen. Der sonstige Schaden an Bauclichkeiten 
und geraubtem Vieh wird auf 7 Millionen veranschlagt. 
Der Gouverneur, Oberst Leutwein, hatte inzwischen mit den Bondel- 
swarts bei Kalkfontein notgedrungen Frieden geschlossen. Er glaubte 
Hendrik Witbois sicher zu sein, der soeben erst vom Deutschen Reich die 
goldene Verdienstmedaille erhalten hatte und ein Gnadengehalt bezog. 
Er sandte seine Truppen nach dem Norden. Verschiedene Kolonnen 
unter Hauptmann Franke, der in Gibeon sofort Kehrt gemacht hatte, 
und Oberleutnant v. Zülow drangen in Eilmärschen in das Hererogebiet 
ein, um zu retten, was zu retten war. Die Hereros erwiesen sich nun 
als sehr gefährliche Feinde. Sie befanden sich im Besitz der besten 
Schußwaffen, welche meist über die englische Grenze von Betschuanaland 
eingeschmuggelt worden waren. Auch waren sie stets gut beritten, 
während unsere Truppen vielfach, durch die Pferdesterbe ihrer Reittiere 
beraubt, zu Fuß operieren mußten. Nur „gesalzene“, akklimatisierte 
Pferde sind den Strapazen und Krankheitskeimen dieses Landes gewachsen. 
Anderes kam hinzu, namentlich die Schwierigkeit der Verpflegung und 
Wasserversorgung, um den Krieg für die Einheimischen als sehr aus- 
sichtsvoll erscheinen zu lassen. Ihre Fechtweise war die der Buren. 
Hinter Kopjes, im Steingeröll, in Schluchten und Dünen oder im 
Dorngebüsch versteckt, ja auf Bäumen lauernd, ließen sie den Feind 
vorüberziehen und beschossen ihn dann von allen Seiten. Nur durch 
Sturm mit gefälltem Bajonett konnten sie vertrieben werden. Dann 
verschwanden sie in dem unwegsamen Gelände. Mancher Erkundungsritt,
	        
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