Full text: Bundes-Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes. 1869. (3)

                                                                — 466 — 
                                                                  Artikel 306. 
Wenn Waaren oder andere bewegliche Sachen von einem Kaufmann in 
dessen Handelsbetriebe veräußert und übergeben worden sind, so erlangt der red- 
liche Erwerber das Eigenthum, auch wenn der Veräußerer nicht Eigenthümer 
war. Das früher begründete Eigenthum erlischt. Jedes früher begründete 
Pfandrecht oder sonstige dingliche Recht erlischt, wenn dasselbe dem Erwerber bei 
der Veräußerung unbekannt war. 
Sind Waaren oder andere bewegliche Sachen von einem Kaufmann in 
dessen Handelsbetriebe verpfändet und übergeben worden, so kann ein früher 
begründetes Eigenthum, Pfandrecht oder sonstiges dingliches Recht an den Gegen- 
ständen zum Nachtheil des redlichen Pfandnehmers oder dessen Rechtsnachfolger 
nicht geltend gemacht werden. 
Das gesetzliche Pfandrecht des Kommissionairs, Spediteurs und Fracht- 
führers steht einem durch Vertrag erworbenen Pfandrechte gleich. 
Dieser Artikel findet keine Anwendung, wenn die Gegenstände gestohlen oder 
verloren waren. 
                                                           Artikel 307. 
Die Bestimmungen des vorigen Artikels finden bei Papieren auf Inhaber 
auch dann Anwendung, wenn die Veräußerung oder Verpfändung nicht von 
einem Kaufmann in dessen Handelsbetriebe geschehen ist, und wenn die Papiere 
gestohlen oder verloren waren. 
                                                             Artikel 308. 
Durch die beiden vorhergehenden Artikel werden die Landesgesetze nicht 
berührt, welche für den Besitzer noch günstigere Bestimmungen enthalten. 
                                                               Artikel 309. 
Die zur Bestellung eines Faustpfandes in dem bürgerlichen Rechte vor- 
geschriebenen Förmlichkeiten sind nicht erforderlich, wenn unter Kaufleuten für 
eine Forderung aus beiderseitigen Handelsgeschäften ein Faustpfand an beweg- 
lichen Sachen, an Papieren auf Inhaber oder an Papieren, welche durch In- 
dossament übertragen werden können, bestellt wird. 
In diesem Falle genügt neben der einfachen Vereinbarung über die Ver- 
pfändung: 
1) bei beweglichen Sachen und bei Papieren auf Inhaber die Uebertragung 
       des Besitzes auf den Gläubiger, wie solche nach den Bestimmungen des 
       bürgerlichen Rechts für das Faustpfand erfordert wird; 
2) bei Papieren, welche durch Indossament übertragen werden können, die 
        Uebergabe des indossirten Papiers. 
                                                              Artikel 310. 
Ist die Bestellung eines Faustpfandes unter Kaufleuten für eine Forde- 
rung aus beiderseitigen Handelsgeschäften schriftlich erfolgt, so kann der Gläu- 
biger, wenn der Schuldner im Verzuge ist, sich aus dem Pfande sofort bezahlt 
machen, ohne daß es einer Klage gegen den Schuldner bedarf.  
                                                                                                                                                             Der
	        
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