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Herrn Ueberbringers zu einer einstweiligen Antwort zu benutzen. 1879
Zunächst bitte ich Sie, Sr. Majestät dem Kaiser meinen ehr= 3.9.
furchtsvollen Dank zu Füßen legen zu wollen für die gnädige Art,
in welcher S. Majestät meiner Absicht, nach Wien zu kommen,
gedacht hat. Ich freue mich, aus Ihrem Schreiben zu ersehen,
daß unser Plan den einen Fuß im Bügel hat und zweifle
nicht, daß es unserer gemeinsamen Arbeit gelingen wird, ihn
vollständig sattelfest zu machen. Leider liegt es in der Natur
der Dinge, geographisch und politisch, daß meine Seite der
Aufgabe so schnell nicht lösbar ist wie die Ihrige. Der münd-
liche Vortrag hat nicht nur den Vorsprung der Geschwindigkeit,
sondern auch den der Einschränkung auf die Beantwortung der
Fragen, welche Allerhöchsten Ortes wirklich aufgeworfen werden.
In der schriftlichen Darlegung aber muß ich alle die Mißver-
ständnisse vorbeugend besprechen, von denen ich befürchten kann,
daß sie möglich sind. Ich bin in die Lage gekommen, meinem
Sohne, der nach Ihrer freundlichen Erlaubniß auch dieses
schreibt, genau 60 Bogenseiten zu dictiren und den Inhalt
durch telegraphische freiwillige oder geforderte Zusätze dennoch
ausgiebig erläutern zu müssen. Demungaachtet ist es mir trotz
aller Sorgfalt, nicht geglückt, das Mißverständniß vollständig
zu verhüten, als ob in unserm friedlichen Plane irgend ein
Hintergedanke aggressiver Tendenz stecken müsse. Dieser Ge-
danke ist natürlich einem mehr als 82jährigen Herrn ein un-
sympathischer, aber ich darf hoffen, daß seine vollständige Be-
seitigung mir möglich sein wird, wenn es mich auch ein ziem-
lich umfängliches Postscriptum zu jenen 60 Seiten kosten wird.
Weniger Feld für meine Thätigkeit bietet mir die im Tempera-
mente meines Herrn liegende Abneigung gegen ein rasches
Eingehn auf neue Situationen. Für Allerhöchstdenselben ist das
jüngste Verhalten des Kaisers Alexander die erste mehr blitzartige
Beleuchtung einer Situation, die ich in den letzten Jahren mir
schon öfter zu vergegenwärtigen genöthigt war .. Dazu kommt