136 I. Abschnitt. Das Verkehroewesen im allgemeinen.
der geringwertigen Güter ist viel größer als die der hochwertigen Güter,
die Heranziehung jener führt also der Verkehrsanstalt massenbaftere
Aufträge zu. Das gilt um so mehr, als für billige Güter an sich der
Abnehmerkreis am leichtesten vergröhert werden kann, wenn das
Hindernis der räumlichen Entfernung leichter und billiger überwunden
werden kann. Andererseits sind billige Güter eben ihrer größeren Menge
wegen und wegen des geringeren Verdienstes an der einzelnen Gewichts-
einheit oder am einzelnen Stücke auch mehr auf massenhaften Absatz
angewiesen. Bei öffentlichen Verkehrsunternehmungen kommen zwar
entsprechende Erwägungen mit in Betracht; aber eine allgemeine Er-
wägung tritt hinzu und schiebt sich nicht selten in den Vordergrund,
nämlich die, ob aus Gesamtrücksichten eine Befreiung der geringwertigen
Güter aus der örtlichen Beschränktheit ihres Absatzgebietes wünschens-
wert ist. Wird diese Frage bejaht, so hat die öffentliche Verkehrs-
verwaltung Anlaß, einen billigeren Beförderungspreis zu gewähren; die
Hoffnung, dadurch auch die Selbstkosten verhältnismähßig zu verringern,
kann dann nur noch dazu beitragen, die Verkehrsverwaltung williger zu
einem entsprechenden Vorgeben zu machen.
Sonach kann es in nicht wenigen Fällen berechtigt und angemessen
sein, der Wertverschiedenheit bei der Bemessung der Frachtpreise nach-
zugehen. Nur darf dieser Umstand nicht überschätzt werden. Seine
Verwertbarkeit richtet sich wesentlich danach, ob das Bedürfnis billigster
Beförderung allgemein oder nur bei bestimmten Güterarten auftritt. Im
letzten Falle können solche Abstufungen öfter und mit gröheren Zwischen-
räumen vorgenommen werden. Im ersteren Falle wird die Möglichkeit
der Unterschiede nach dem Werte in vielen Fällen nicht mehr bestehen,
und wo sie noch besteht, darf der Preis für die Beförderung höher-
wertiger Güter nur wenig höher angesetzt werden. In unserer Zeit gibt
es sehr wenig Güter, bei denen nicht auf möglichste Verbilligung der Be-
förderungspreise gedrängt wird. Die zunehmende Verstärkung des
inneren und des fremden Wettbewerbes hat im allgemeinen den Gewinn
am einzelnen Stücke oder an der einzelnen Gewichtseinheit sehr herab-
gedrückt. Sie bat dadurch das Bedürfnis nach massenhaftem Absatz
und nach billigster Beförderung verallgemeinert. Viele Abstufungen
nach dem Werte, die früher möglich waren, sind deshalb nicht mehr
angängig, und viele andere werden noch beseitigt werden müssen. Wo
aber noch Unterschiede nach dem Werte berechtigt sind, dürfen sie nur
in mabßvollen Grenzen erfolgen.
Schon in dem oben gesagten liegt, daß die Tragfähigkeit derselben
Güterart sich zeitlich verschiebt, und diesen Verschiebungen mit den
Beförderungspreisen nachzukommen, ist sehr schwer. Dazu kommt, dal
der Wert der Waren zeitlich und örtlich verschieden ist. Auch das
kann die Verkehrsanstalt nicht genau in den Beförderungspreisen be-