Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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lichkeit, die der Sozialdemokratischen Partei am 4. August so voll- 
kommen gelungen war, ermöglichte der Opposition gerade in den 
ersten Kriegsmonaten ein leichtes Arbeiten. 
„Das Vereinsleben ging bald wieder seinen gewohnten Gang. 
Ein anti militaristischer Zug wehte durch alle Veranstaltungen, 
besonders die Rekrutenabschiedsfeiern wurden benutzt, um die 
Treue zum sozialistischen, internationalen Ideal zu manifestieren. 
Oppositionelle Zeitschriften und Zeitungen, Borchardts „Lichtstrah- 
len", die „Gleichheit“, die „Berner Tagwacht“, eine Broschüre Laufen- 
bergs wurden mit großer Aufmerksamkeit gelesen 1.“ Besonders war 
es die sozialistische Jugend, die den Vortrupp der revolutionären 
Kämpfer stellte. 
Auch innerhalb der Sozialdemokratischen Partei vollzog sich, von 
der Offentlichkeit nicht beachtet, ein gewisser Umschwung. Dafür 
sprechen recht deutlich die Richtlinien für die Presse, die von der sozial- 
demokratischen Pressekonferenz am 28. September 1914 aufgestellt 
wurden. Sie lauten: 
1. Die Parteipresse soll dem Hurrapatriotismus und chauvi- 
nistischen Treibereien entgegenwirken. 
2. Annexionsgelüste bekämpfen. 
3. Bei Berichten über Kriegsgreuel, Gefangenen= und Ver- 
wundetenbehandlung mit größter Objektivität verfahren. 
Die praktische Auswirkung dieser Richtlinien charakterisiert sich 
am besten in der Haltung der Sozialdemokraten im Münchener Ge- 
meindekollegium am 5. November 1914. In dieser Sitzung stimm- 
ten die Sozialdemokraten gegen einen Protest gegen die menschenun- 
würdige Behandlung deutscher Zivilgefangener! Kennzeichnend für die 
„nationale“ Haltung der Sozialdemokratie ist ferner die Tatsache, 
daß eine Konferenz der Bezirksleitungen der „Zentrale für die ar- 
beitende Jugend Deutschlands“, deren Vorsitzender Fritz Ebert war, 
bereits am 25. Oktober 1914 beschloß: „Die Beteiligung an den in 
Bildung begriffenen Jugendkompanien abzulehnen?.“ Diese Stel- 
lungnahme bedeutet ebensogut einen Versuch der Schwächung der 
1 Rück, „Vom 4. August bis zur russischen Revolution“, S. 18. 
2 „Rundschreiben der Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutschlands“, 
Nr. 12 vom 10. März 1916.
	        
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