---411--- Deklaration zwischen Deutschland und Belgien
in Beziehung auf Unterstützung und Heimschaf-
fung der Hülfsbedürftigen.
Vom 7. Juli 1877.
Die Kaiserlich deutsche Regierung und die König-
lich belgische Regierung sind über nachstehende Be-
stimmungen in Beziehung auf Unterstützung der hülfs-
bedürftigen Angehörigen des einen Landes innerhalb
des Gebietes des anderen und Heimschaffung derselben
übereingekommen:
Artikel 1.
Jeder der beiden vertragenden Theile verpflichtet
sich, dafür zu sorgen, daß innerhalb seines Gebietes
den hülfsbedürftigen Angehörigen des anderen Theiles
dieselbe Unterstützung gewährt werde, welche den
eigenen Hülfsbedürftigen nach den gesetzlichen Bestim-
mungen über öffentliche Unterstützung zu theil wird.
Wird ein hülfsbedürftiger Angehöriger des einen
Theiles aus dem Gebiete des anderen in sein Hei-
mathland zurückgeschafft oder ausgewiesen, so ist der
ausweisende Theil verpflichtet, demselben die zur Er-
reichung der Grenze erforderlichen Mittel zu gewähren.
Artikel 2.
Die Heimschaffung eines Hülfsbedürftigen muß
ausgesetzt werden, wenn und so lange es der Gesund-
heitszustand desselben erfordert.
Frauen dürfen nicht von ihren Ehemännern, und
Kinder unter sechszehn Jahren nicht von ihren Eltern
getrennt werden, außer in den in dem folgenden Ar-
tikel vorgesehenen Fällen.
Artikel 3.
Hülfsbedürftige, welche in Folge von Krankheit
oder Alter erwerbsunfähig geworden sind, desgleichen
Waisen, verlassene Kinder und Geisteskranke sollen,
wenn sie auf öffentliche Kosten verpflegt oder unter-
halten werden, nur auf vorhergehenden Antrag, welcher
im diplomatischen Wege von der einen an die andere
Regierung zu richten ist, übernommen werden.
Artikel 4.
Der Antrag auf Uebernahme darf nicht aus dem
Grunde abgelehnt werden, weil der betreffende Hülfs-
bedürftige seiner früheren Staatsangehörigkeit verlustig
gegangen ist, sofern er nicht eine andere Staatsange-
hörigkeit erworben hat.
Ebenso wenig kann die Uebernahme ausgewiesener
oder an die Grenze ihres Heimathlandes zurück-
geschaffter Personen, welche ihre frühere Staatsange-
hörigkeit verloren, eine andere aber nicht erworben
haben, von ihrem Heimathlande verweigert werden.
Declaration signée entre UAllemagne et la Bel--
gique relativement au traitement et au repa-
triement des indigents respectifs.
Le Gouvernement Impérial allemand et le
Gouvernement Royal belge sont convenus de co
qui suit relativement au traitement des indigents
Tun des pays sur le territoire de I’autre et à leur
repatriement.
Article 1.
Chacune des deux parties contractantes s'en-
gage à procurer, dans les limites de son territoire,
aux indigents appartenant à PTautre, les sccours
dw'elle accorde à ses propres indigents en vertu
des dispositions légales sur ’assistance publique.
Si Pune des parties fait reconduire ou ren-
voie dans son pays un indigent de Fautre, elle
fournira à cet indigent les ressources nécessaires
pour gagner la frontière.
Article 2.
Le renvoi d’un indigent sera différd aussi
Jongtemps, duc Tétat de sa santé ’exigera.
Les femmes ne pourront étre séparées de
leur mari, ni les enfants au-dessous de seize
ans de leurs parents, excepté dans les cas prévus
par Farticle suivant.
Article 3.
Les indigents due Tétat de leur santé ou leur
age met dans ’impossibilité de pourvoir aux besoins
de leur existence, les orphelins, les enfants aban-
donnés et les aliénés, ne seront repatriés, S'’ils
sont traités ou entretenus à charge de la bien-
faisance publique, que sur une demande préalable
adressée, par voie diplomatique, par ’un des deux
Gouvernements à F’autre.
Article 4.
La demande de repatriement ne peut étre
rejetce sous le prétexte due lindigent dont il
S’agit aurait perdu sa nationalité, pour autant qdw’il
n’en ait pas acquis une antre.
De meme les individus renvoyés ou reconduits
aux frontières de leur pays et qui auraient perdu
leur nationalitéc, sans en avoir acquis une autre,
ne pourront étre repoussés par I’Etat dont ils
Sont eriginaires.
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