Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Sechzehnter Jahrgang. 1888. (16)

— 483 — 
zur Beförderung aufzugeben. Falls die Eisenbahnverwaltung die Aufgabe in anderen Gefäßen 
gestattet, ist dieselbe berechtigt, von dem Absender zu verlangen, daß er sich verpflichtet: 
1. keinerlei Ansprüche zu erheben, falls derartige Sendungen von den Anschlußbahnen 
zurückgewiesen werden; 
2. für allen Schaden aufzukommen, der anderen Gütern oder dem Material in Folge dieser 
Transportart erwächst, und zwar gegen Vorlage einer einfachen Kostenrechnung, deren 
Richtigkeit in jeder Beziehung ein- für allemal zum Voraus anerkannt wird; 
3. keinerlei Ansprüche wegen der in Folge der fraglichen Transportart an den Gefäßen 
oder an deren Inhalt entstehenden Beschädigungen oder Abgänge zu erheben.“ 
V. Hinter XXIX der Anlage D ist unter XXIX a folgende Bestimmung einzuschalten: 
XXIX a. Gefettete Eisen= und Stahlspäne (Dreh-, Bohr= und dergleichen Spähne) und 
Rückstände von der Reduktion des Nitrobenzol aus Anilin fabriken werden, sofern 
sie nicht in luftdicht verschlossene Behälter aus starkem Eisenblech verpackt zur Aufgabe ge- 
langen, nur in eisernen Wagen mit Deckeln oder unter Deckenverschluß befördert. 
Aus dem Frachtbriefe muß ersichtlich sein, ob die Eisen= und Stahlspähne gefettet sind 
oder nicht, anderenfalls werden sie als gefettet behandelt. 
VI. Der erste Absatz der Bestimmung unter XXXI der Anlage D erhält folgende Fassung: 
„Wolle, Haare, Kunstwolle, Baumwolle, Seide, Flachs, Hauf, Jute, im rohen 
Zustande, in Form von Abfällen vom Verspinnen und Verweben, als Lumpen oder Putz- 
lappen, ferner Seilerwaaren, Weber-, Harnisch= und Geschirrlitzen (wegen gebrauchter 
Putzwolle vergleiche Abs. 3) werden, wenn sie gefettet sind, nur auf offenen Wagen unter 
Deckenverschluß befördert, sofern nicht der Versender sich mit der Eisenbahn über Versendung 
in bedeckt gebauten Wagen verständigt.“ 
VII. Die Bestimmungen unter XXXVIII der Anlage D erhalten folgende Fassung: 
XXXVIII. 1. Flüssige Kohlensäure und flüssiges Stickoxydul dürfen nur in Behältern aus 
Schweißeisen, Flußeisen oder Gußstahl, welche bei amtlicher Prüfung einen Druck von 
250 Atmosphären ohne bleibende Veränderung der Form ausgehalten haben, zur Beförderung 
aufgeliefert werden. Ein amtlicher Vermerk auf den Behältern muß deutlich erkennen lassen, 
daß die Prüfung hierauf, und zwar innerhalb der drei letzten Jahre vor der Aufgabe statt- 
gefunden hat. Zum Schutze der Ventile an den Behältern müssen Kappen aufgeschraubt sein. 
Auf dem oberen Theil der Kappen ist ein Kranz fest aufzuziehen, der nach außen hin vier- 
eckig ist und über den Umfang der Behälter derart hervorragt, daß jedes Rollen der Be- 
hälter verhindert wird. Die Schutzkappen und Kränze müssen aus demselben Material wie 
die Behälter selbst gefertigt sein. « 
2. Gasförmige Kohlensäure und Grubengas werden zur Beförderung nur dann ange- 
nommen, wenn ihr Druck den von 20 Atmosphären nicht übersteigt, und wenn sie in Behältern 
aus Schweißeisen, Flußeisen oder Gußstahl aufgeliefert werden, welche bei einer innerhalb 
Jahresfrist vor der Aufgabe stattgehabten amtlichen Prüfung ohne bleibende Veränderung der 
Form mindestens das Anderthalbfache desjenigen Drucks ausgehalten haben, unter welchem 
die Kohlensäure oder das Grubengas bei ihrer Auflieferung stehen. Jeder Behälter muß mit 
einer Oeffnung, welche die Besichtigung seiner Innenwandungen gestattet, einem Sicherheits- 
ventil, einem Wasserablaßhahn, einem Füll= beziehungsweise Ablaßventil, sowie mit einem 
Manometer versehen sein und muß alljährlich auf seine gute Beschaffenheit amtlich geprüft 
werden. Ein an leicht sichtbarer Stelle angebrachter amtlicher Vermerk auf dem Behälter muß 
deutlich erkennen lassen, wann und auf welchen Druck die Prüfung desselben stattgefunden hat. 
In dem Frachtbriefe ist anzugeben, daß der Druck der aufgelieferten Kohlensäure oder des 
Grubengases auch bei einer Temperatursteigerung bis zu 40 Grad Celsius den Druck von 
20 Atmosphären nicht übersteigen kann. Die Versandstation hat sich von der Beachtung vor- 
stehender Vorschriften und insbesondere durch Vergleichung des Manometerstandes mit dem 
Prüfungsvermerk davon zu überzeugen, daß die Prüfung der Behälter auf Druck in aus- 
reichendem Maße stattgefunden hat. 
Vorstehende Bestimmungen treten am 1. August d. J. in Kraft. 
Berlin, den 22. Juli 1888. Der Stellvertreter des Reichskanzlers. 
v. Boetticher. 
  
767 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.