Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Zwanzigster Jahrgang. 1892. (20)

207 — 
Anlage A. 
Anleitung für die Steuerstellen 
1 zur 
Untersuchung der Zuckerabläufe auf Invertzuckergehalt 
und zur 
Feststellung des Quotienten der weniger als 2 Prozent Invertzucker enthaltenden 
Zuckerabläufe. 
I. Untersuchung der Zuchkerabläufe auf Invertzuhkergehalt. 
In einer tarirten Porzellanschale werden genau 10 g des zuvor durch Anwärmen dünn- 
flüssig gemachten Ablaufs abgewogen und durch Zusatz von etwa 50 cem warmem Wasser, sowie 
durch Umrühren mit einem Glasstabe in Lösung gebracht. Die Lösung bedarf, auch wenn sie ge- 
trübt erscheinen sollte, in der Regel einer Filtration nicht. Man bringt sie in eine sogenannte 
Erlenmeyersche Kochflasche von etwa 200 cem Rauminhalt oder in eine entsprechend große Porzellan= 
schale und fügt 50 cem Fehlingsche Lösung hinzu. 
Die Fehlingsche Lösung erhält man durch Zusammengießen gleicher Theile von Kupfer- 
vitriollösung (34,689 g reiner krystallisirter Kupfervitriol, in 500 cem Wasser gelöst) und Seignette- 
salz-Natronlauge (173 g krystallisirtes Seignettesalz, in 400 cem Wasser gelöst; die Lösung vermischt 
mit 100 cem einer Natronlauge, welche 500 g Natronhydrat im Liter enthält). Beide Flüssig- 
keiten, welche fertig von einer Chemikalienhandlung zu beziehen sind, müssen getrennt aufbewahrt 
werden; von jeder derselben sind 25 cem mittelst besonderer Pipette zu entnehmen und der Lösung 
des Zuckerablaufs unter Umschütteln zuzusetzen. Soll eine größere Zahl von Untersuchungen nach 
einander stattfinden, so dürfen beide Bestandtheile der Fehlingschen Lösung in entsprechender Menge 
mit einander vermischt werden; doch ist die Verwendung der Mischung nur innerhalb drei Tagen 
zulässig, weil sie bei längerem Stehen zur Analyse untauglich wird. 
Die mit der Fehlingschen Lösung versetzte Flüssigkeit wird im Kochkolben auf ein durch 
einen Dreifuß getragenes Drahtnetz gestellt, welches sich über einem Bunsenbrenner oder einer guten 
Spirituslampe befindet, aufgekocht und zwei Minuten im Sieden erhalten. Die Zeit des Siedens 
darf nicht abgekürzt werden. 
Hierauf entfernt man den Brenner beziehungsweise die Lampe, wartet einige Minuten, bis 
ein in der Flüssigkeit entstandener Niederschlag sich abgesetzt hat, hält den Kolben gegen das Licht 
und beobachtet, ob die Flüssigkeit noch blau gefärbt ist. Ist noch Kupfer in der Lösung vor- 
handen, was durch die blaue Farbe angezeigt wird, so enthält die Lösung weniger als 2 Prozent 
Invertzucker. 
Die Färbung erkennt man deutlicher, wenn man ein Blatt weißes Schreibpapier hinter 
den Kolben hält und die Flüssigkeit im auffallenden Lichte beobachtet. 
Sollte die Flüssigkeit nach dem Kochen gelbgrün oder bräunlich erscheinen, so liegt die 
Möglichkeit vor, daß noch unzersetzte Kupferlösung vorhanden ist und die blaue Farbe derselben 
nur durch die gelbbraune Farbe des Ablaufs verdeckt wird. In solchen Fällen ist wie folgt zu 
verfahren: 
Man fertigt aus gutem, dickem Filtrirpapier ein kleines Filter, feuchtet es mit etwas 
Wasser an und setzt es in einen Glastrichter ein, wobei es am Rande des Trichters gut festge- 
drückt wird. Der letztere wird auf ein Reagenzgläschen gesetzt. Hierauf filtrirt man etwa 10 cem 
der gekochten Flüssigkeit durch das Filter und setzt dem Filtrat ungefähr die gleiche Menge Essig-
	        
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