Anlage II.
Instruktion
für
I. die zolltechnische Unterscheidung des Talgs, der schmalzartigen Fette und der unter
Nr. 26 i des Zolltarifs fallenden Kerzenstoffe
und
II. die Denaturirung schmalzartiger Fette.
I. Zur zolltechnischen Unterscheidung des Talgs (Nr. 26i), der schmalzartigen Fette (Nr. 26h),
soweit sie nicht in Schmalz von Schweinen oder Gänsen bestehen, und der unter dem Namen Stearin
in den Handel kommenden, nach Nr. 26i zu tarifirenden festen, harten Fettsäuregemische der Stearin-
und Palmitinsäure sowie ähnlicher Kerzenstoffe, dient in erster Linie die von den Zollämtern vorzunehmende
Feststellung des Erstarrungspunktes. Liegt der ermittelte Erstarrungspunkt der Fette unter 30° C, so sind
sie als schmalzartige Fette, liegt er zwischen 30 und 45° C, so sind sie als Talge, und liegt er über 45°C ,
so sind sie als Kerzenstoffe zu behandeln Jedoch wird Preßtalg, der als solcher deklarirt ist, noch mit
einem Erstarrungspunkt von 50° C zur Verzollung als Talg zugelassen, wenn er nicht mehr als 5 Prozent
freie Fettsäure enthält.
Behufs der Prüfung ist eine Durchschnittsprobe der Waare in der Weise herzustellen, daß
mittelst eines Bohrlöffels aus verschiedenen Höhenlagen des zu prüfenden Fettes, und zwar sowohl aus
der Mittelaxe als auch aus den gegen die Seitenränder hin gelegenen Theilen desselben, Proben ent-
nommen und mit einander vermischt werden. Bei größeren Fettposten von augenscheinlich gleicher Be-
schaffenheit und gleichem Ursprung genügt es, wenn aus 2 bis 5 Prozent der Kolli
je eine Durchschnittsprobe entnommen wird. Jede Probe ist für sich zu untersuchen;
zeigt hierbei der Inhalt auch nur eines Kollo der Sendung eine abvweichende
Beschaffenheit, so ist die Prüfung auf sämmtliche Kolli der Sendung auszudehnen.
Die Feststellung des Erstarrungspunktes hat mittelst des hierneben
abgezeichneten Apparats (die Zeichnung stellt die hintere Hälfte desselben nach Ent-
fernung der vorderen durch einen senkrechten ebenen Schnitt dar) zu erfolgen. Der-
selbe besteht aus einem mit Klappendeckel versehenen viereckigen Kasten von Buchen-
holz von 70 mm lichter Weite, 144 mm lichter Höhe und 9 mm Wandstärke, einem
Glaskolben, dessen Kugel einen Durchmesser von 49 bis 51 mm hat, und einem in
den Hals des Kolbens eingeschliffenen Thermometer. In der Mitte des Bodens des
Kastens ist ein 22 mm hoher Kork befestigt; derselbe hat eine kleine Vertiefung in
Form einer Kugelschale, in welche der Kolben zu stehen kommt. Wenn das in den
Kolbenhals eingeschliffene Thermometer in den Schliff eingesetzt wird, fällt der Mittel-
punkt seiner Kugel mit demjenigen der Kugel des Kolbens in einen Punkt. In dem
Schliff des Thermometers ist parallel zu der Axe eine Rinne angebracht, so daß die
Luft in dem Kölbchen über dem Fette immer unter dem Drucke der Atmosphäre
steht, wenn man die Schliffflächen rein hält. Werden die beiden Klappen, welche den
Deckel des Kastens bilden, heruntergelassen und in dieser Lage durch zwei Haken be-
festigt, so halten sie das Thermometer, welches eine Durchbohrung in der Mitte des
Deckels gerade ausfüllt, und mit ihm den Kolben in der richtigen Lage fest. Der Hals des Kolbens ist
unten etwas erweitert (25 mm weit), damit die Kugel beim Erkalten des Fettes sicher voll bleibt, wenn
man das flüssige Fett bis zu der Marke am Halse, etwa 10 mm über der Kugel, eingefüllt hat. Die
Thermometerkugel hat 9 mm Durchmesser, der dünnere Theil des Thermometers 5 mm und der Schliff
12 mm. Die Theilung des Thermometers geht bis zu 75° C in 1/5 Graden, die Thermometerröhre hat
aber ein etwas größeres Reservoir, so daß das Thermometer bis zu 120° C erhitzt werden kann, ohne
zu platzen.