Full text: Zentralblatt für das Deutsche Reich. Sechsunddreißigster Jahrgang. 1908. (36)

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Erster Abschnitt. 
Gesundheitszeichen der Schlachttiere im lebenden und geschlachteten Zustande. 
I. Gesundheitszeichen der Schlachttiere im lebenden Zustande. 
Um festzustellen, ob ein Schlachttier Erscheinungen einer Krankheit nicht oder nur Erscheinungen 
von solchen Krankheiten zeigt, welche unerheblich sind und das Allgemeinbefinden nicht wesentlich stören, 
sind bei der Untersuchung der Reihe nach folgende Kennzeichen der Gesundheit zu beachten (§ 7).) 
1. Ernährungszustand. 
Gesunde Tiere, welche zum Schlachten bestimmt werden, sind gewöhnlich gut genährt. Beie 
ungenügender Ernährung, übermäßiger Anstrengung, starker Milchnutzung sowie während der Entwickelung 
und im höheren Lebensalter sind auch gesunde Tiere mager. Dieser natürliche Vorgang wird haupt- 
sächlich durch den Schwund des Fettgewebes herbeigeführt. 
2. Körperhaltung, Stand, Gang, Blick, Aufmerksamkeit auf die Umgebung. 
Gesunde Tiere haben einen freien Blick, sind lebhaft und aufmerksam auf ihre Umgebung. 
Gesunde Rinder tragen den Kopf hoch, halten den Rücken gerade, belasten ihre vier Füße 
gleichmäßig, treten auf Antrieb leicht zur Seite und sind, wenn sie liegen und nicht zu stark ermüdet 
sind, leicht zum Aufstehen zu bringen. Nach dem Aufstehen pflegen gesunde Tiere den Rücken zu 
krümmen. Alte, abgetriebene oder hochgemästete Stücke sind weniger lebhaft als junge, ausgeruhte, 
nicht gemästete Tiere. 
Gesunde Schafe tragen den Kopf hoch, richten die Ohren auf und widersetzen sich dem Ver- 
suche, sie zu greifen. 
Gesunde Ziegen sind gewöhnlich lebhafter als Schafe, wenden sich herantretenden Personen 
zu, sind aber stets bereit, zu entweichen. 
Gesunde Schweine bewegen sich im Freien grunzend und schnüffelnd meist mit gesenktem 
Kopfe und geringeltem Schwanze. 
3. Körperoberfläche. 
Gesunde Tiere besitzen im allgemeinen eine leicht verschiebbare, lose Haut, welche sich in Falten 
heben läßt, die rasch wieder verschwinden. Nur bei gemästeten Schweinen liegt die Haut dem Rippen- 
körper fest an. Das Haar ist mehr oder weniger anliegend, glatt und glänzend; das Wollvließ der 
Schafe ist geschlossen. Die Körperwärme ist regelmäßig über die Körperoberfläche verteilt, derart, daß 
nur die Spitzen der Ohren, die Unterfüße und die Hörnerspitzen kühler sind. Nasenspiegel und Rüssel- 
scheibe fühlen sich stets kalt und feucht an. 
4. Verdauungsorgane. 
Gesunde Tiere haben gute Freßlust und nehmen rasch ihre naturgemäße Nahrung auf. Sind 
sie nicht voll gesättigt, so ergreifen sie begierig hingehaltenes Futter. Bei Rindern, Schafen und Ziegen 
tritt bald nach der Fütterung das Wiederkäuen auf, auch rülpsen die Tiere von Zeit zu Zeit. Im 
Zustande der Sättigung sind die Hungergruben, besonders die linke, nahezu gefüllt, beim hungernden 
Tiere sind sie eingefallen. Der Kot erwachsener Rinder hat je nach der Fütterung eine verschiedene 
Beschaffenheit. Bei trockenem Futter ist er dickbreiig und wird von den Rindern in Fladen von 
  
*) Die in Klammern beigefügten §§ beziehen sich auf die Ausführungsbestimmungen Aüber die Untersuchung 
und gesundheitspolizeiliche Behandlung des Schlachtviehs und Fleisches bei Schlachtungen im Inlande.
	        
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