Full text: Zentralblatt für das Deutsche Reich. Siebenunddreißigster Jahrgang. 1909. (37)

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Aulage 4a. 
(Ifr. O. 6 2 u. 11.) 
Anleitung 
zur 
Ausführung und Nachprüfung der Vergällung von Branntwein. 
A. Ausführung der Vergällung. 
1 Allgemein zu 1. Flüssigkeiten lassen sich um so leichter vermischen, je näher ihre Dichten aneinander 
cosesuen liegen und je dünnflüssiger sie sind. Bei Branntweinvergällungen wird daher um so größere 
Sorgfalt auf eine gründliche Durchmischung des Branntweins mit dem Vergällungsmittel zu ver- 
wenden sein, je mehr die Dichte des Mittels von der Dichte des Branntweins abweicht und je 
gäbfülssiger das Mittel selbst ist. Der letztgenannte Umstand ist nur bei der Vergällung mit 
Schellacklösung und bei der Auflösung von Rizinusöl, Natron- und Kalilauge in einem Teile des 
zu vergällenden Branntweins zu beachten, wobei es zweckmäßig ist, diese Mittel heiß zuzusetzen. 
Eine von der Dichte des Branntweins wesentlich abweichende Dichte besitzen besonders Ather 
und Petroleumbenzin, welche leichter, sowie Tieröl, Essig, Chloroform und Bromoform, welche 
schwerer sind als Branntwein. 
2. Bei den festen Vergällungsmitteln — Kampfer und Jodoform — wird deren gleich- 
mäßige Verteilung im Branntwein erleichtert, wenn fie zunächst in wenig Branntwein aufgelöst 
werden und wenn die erhaltene Lösung durch allmähliches Zugeben kleinerer Branntweinmengen 
verdünnt wird, bevor sie mit der Hauptmenge des Branntweins vermischt wird. Dasselbe Ver- 
fahren ist bei der Auflösung von Pyridinbasen, Tieröl, Chloroform und Bromoform zu empfehlen. 
gleicher Weise wird die Gleichmäßigkeit der Durchmischung großer Flüssigkeitsmengen 
gefördert, wenn eine Einrichtung getroffen werden kann, das Vergällungsmittel in ungefähr 
richtigem Verhältnisse dem Branntweine zufließen zu lassen, während dieser eine Leitung, ein 
Rohr oder eine Rinne durchströmt. Die Vermischung der großen Flüssigkeitsmengen wird dadurch 
in eine fortlaufende Reihe von Mischungen kleinerer Mengen zerlegt, welche infolge der leb- 
hafteren Bewegung in der Menge leichter vollständig wird. Ahnlich, wenn auch weniger voll- 
kommen, wirkt die Vermischung in größeren Teilmengen, in welche entweder nur der Branntwein 
oder das Vergällungsmittel oder beide Bestandteile der Mischung zerlegt werden. Eine grobe 
Verteilung kann schließlich auch mittels eines Trichterrohrs herbeigeführt werden, wenn das Ver- 
gällungsmittel dem Branntwein in mehreren Anteilen zugesetzt und das Ausflußende des Rohres 
nach Zugabe eines neuen Anteils jedesmal nach einer anderen Stelle der im Vergällungsgefäß. 
enthaltenen Branntweinmenge hinbewegt wird. 
3. Soweit, namentlich bei Vergällungen großer Branntweinmengen, derartige Verfahren 
nach Lage der Verhältnisse nicht wohl angewandt werden können oder nicht ausreichen, müssen 
die Flüssigkeiten durch Rührvorrichtungen in innige Berührung gebracht werden. Für diesen 
Zweck kommen besonders die mit der Hand zu bewegenden Rührwerkzeuge wie Krücken, Besen, 
Stöcke, Kettenpeitschen, Mischkreuze in Betracht; ferner Luft, welche am Boden der Gefäße ein- 
gepreßt wird und bei ihrem Aufsteigen die Flüssigkeit wirksam durchmischt; endlich kräftige Be- 
wegung der ganzen Flüssigkeitsmenge durch Rollen der Gefäße, die Wirkung von Pumpen, durch. 
Maschinenkraft angetriebene Rührvorrichtungen oder gemeinsames Abfließen der vermischten 
Flüssigkeiten in tiefer aufgestellte Gefäße.
	        
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