Full text: Zentralblatt für das Deutsche Reich. Siebenunddreißigster Jahrgang. 1909. (37)

— 1147 — 
(Bfr. OD. 8 76e.) 
Anleitung 
zur 
Untersuchung von Gärungsessig auf seinen Gehalt an wasserfreier Essigsäure. 
1. Probenahme. 
Aus jedem zur Abfertigung gestellten Behältnisse mit Gärungsessig ist nach gehöriger Durch- 
rührung eine Probe, und zwar tunlichst aus der Mitte des Gefäßes, zu entnehmen. Werden mehrere 
gleichartige Behältnisse zur Abfertigung vorgeführt, so kann für diejenigen vollständig gefüllten und 
gleichartigen Behältnisse, welche im Rohgewicht um nicht mehr als zwei Zehntel des Rohgewichts des 
kleinsten Behältnisses voneinander abweichen, eine Durchschnittsprobe gebildet werden, wenn voraus- 
zusetzen ist, daß die Stärke des Essigs in den einzelnen Behältnissen nicht auffällig verschieden ist. In 
diesem Falle sind aus den einzelnen Behältnissen Proben von etwa je 20 com zu entnehmen, zu einer 
Probe zu vereinigen und gut durchzumischen. Alsdann wird der Gehalt der Probe an wasserfreier 
Essigsäure nach den Vorschriften unter 2 ermittelt. 
2. Gehaltsermittelung. 
a) In hellem Essfig. 
Von der entnommenen Probe, welche Zimmerwärme haben soll, mißt man 10 cem mittels 
einer geeichten Pipette ab und läßt sie an der Innenwand eines Erlenmeyerschen Kölbchens von un- 
gefähr 200 cem Inhalt, welches etwa 20 cem destilliertes Wasser enthält, nahe über dem Flüssigkeits- 
rande hinabfließen. Alsdann setzt man zu dem Inhalt des Kölbchens einige Tropfen einer wein- 
geistigen Phenolphtalernlösung (1: 100) hinzu und läßt aus einer in zehntel Kubikzentimeter geteilten 
geeichten Bürette Normal-Natronlauge in kleinen Mengen, allmählich und unter Umschwenken nach 
jedem Zusatz, hinzufließen, bis die auftretende rote Färbung, die anfangs beim Schütteln immer wieder 
verschwindet, bestehen bleibt. Die Anzahl der verbrauchten Kubikzentimeter Normal-Natronlauge wird 
abgelesen, wobei Bruchteile von zehntel Kubikzentimetern unberücksichtigt bleiben. Die Anzahl der ab- 
gelesenen Kubikzentimeter, mit 0,6 vervielfacht, ergibt, auf eine Stelle nach dem Komma abgerundet, 
den Gehalt der Probe an wasserfreier Essigsäure in Hundertteilen des Gewichts. 
Aus diesem Gehalte der Probe und dem Reingewichte des Essigs ist die in letzterem enthaltene 
Menge wasserfreier Essigsäure in Kilogramm zu berechnen. Hierbei sind Bruchteile eines Kilogramms, 
wenn sie unter einem halben Kilogramm bleiben, außer Betracht zu lassen, andernfalls als ein halbes 
Kilogramm anzunehmen. 
Ein Essig mit einem Gehalte von mehr als 14 Hundertteilen des Gewichts an wasserfreier 
Essigsäure kann nur dann als Gärungsessig anzesehen werden, wenn der Nachweis erbracht wird, daß 
u Erhöhung seines Gehalts anderer als durch Gärung erzeugter Essig nicht Verwendung ge- 
unden hat. 
b) In dunklem Essig. 
Sollte die zu untersuchende Probe so dunkel gefärbt sein, daß die nach Zusatz der erforder- 
lichen Menge Normal-Natronlauge durch die Phenolphtaleinlösung entstehende Rotfärbung oder Farben- 
änderung nicht wahrgenommen werden kann, so sind 10 ccm von der Probe wie unter a abzumessen 
u#sw. und ohne Zusatz von Phenolphtalemlösung mit einer dem vermuteten Essigsäuregehalte nahezu 
entsprechenden Menge Normal-Natronlauge zu versetzen. (Hierbei dient als Anhalt, daß einem Gewichts- 
168“
	        
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