Full text: Geschichte des Preußischen Staates

10 Germanisierung des Landes. 
die breiteste Grundlage, die weiteste Ausdehnung gab, erwarb er sich, unter- 
stützt hauptsächlich durch den thatkräftigen und hochbedeutenden Erzbischof Wichmann 
von Magdeburg den Ruhm, für die Wiedergewinnung dieser Lande für Deutsch- 
land das meiste gethan, den deutschen Küsten ein sicheres Hinterland und somit 
diese selbst für Deutschland gerettet zu haben. Wie einst die deutschen Völker 
aus diesen Gegenden ausgezogen waren, so begann jeht eine umgekehrte Völker- 
wanderung aus Sachsen, Schwaben, namenniche aber aus Holland nach Branden- 
burg und, während die Slaven auswanderten oder sich in die Wälder zurückzogen, 
setzten sich Sachsen, Seeländer und Vläminger an der Elbe und Havel, dann auch 
an der Oder fest. « 
Gefördert durch eine günstige Dorfverfassung, die volle grabhei tewehrt= 
und nur geringfügige Abgaben verlangte, machte der deutsche Bauer das Land 
urbar. Die Altmark, die bisher „voll langen Rohres"“ stand, die Priegnitz, die 
ein einziger undurchdringlicher Urwald war, die wilden Bruchgegenden an der 
Havel und Spree, die wüsten, sandigen, von Wäldern und Sümpfen durchzogenen 
Gegenden, einst die unzugänglichen Schlupfwinkel der Wenden vor dem deutschen 
wert: sie wurden durch diese Einwanderungen einer völligen Umwandlung 
unterzogen, und deutscher Fleiß entlockte dem fast jungfräulichen Boden so viel 
Früchte, daß die Ansiedler zu ungeahnt schnellem Reichtum gelangten. — Er- 
muntert durch zahlreiche Privilegien wie durch den Schutz sieggewohnter Waffen 
erblühten an der Elbe und Havel, später an der Spree und Oder, Städte auf 
Städte, und deutsches Gewerbe und deutsche Kaufmannschaft trugen deutsches Leben, 
deutschen Handel und Wandel in bunter Mannigfaltigkeit, brachten Wohlstand und 
Gesittung in die bisher fast städtelosen Gegenden. — Gestärkt durch die Not- 
wendigkeit des weiteren Kampfes gegen die benachbarten Slaven, angespornt durch 
die Aussicht auf reichen Gewinn an Belehnungen mit Land und Leuten, Zehnten 
und anderen Nutzungen, brachte eine zahlreiche Ritterschaft deutsche Gefolgschafts- 
treue, die ganze Begeisterung für die Ideale der damaligen Zeit des Gehorsams 
und Dienens in christlicher Frömmigkeit und Demut, brachte den Sinn für ritter- 
mäßige und höfische Sitte, brachte das Verständnis für die Verwaltungsgeschäfte 
des Landes, brachte endlich mit ihrem guten Schwert dem Kaufmann und Bauern 
die Sicherheit des Daseins, die Möglichkeit, ihrem Berufe gerecht zu werden. — 
Gehoben und bereichert durch außerardentlich große Schenkungen und die volle, 
namentlich auch beim Neubau der Kirchen zu Brandenburg und zu Havelberg be- 
wiesene, untz des Landesherrn, unterstützt auch durch Kaiser und Papst, sowie 
urch den ganzen Sinn der damaligen Welt, brachte 
anih die Geistlichkeit, brachten die Bischöfe und Mörche, 
sowie die Ritter des Templer= und Johanniter-Ordens 
das Christentum und mit ihm die ganze Summe dessen, 
was es an irdischen und geistigen Gütern umfaßt 
und in sich schließt. Insbesondere haben die Klöster 
des Cisterzienser-Ordens, der mehr als der der Bene- 
diktiner und Prämonstratenser in der Mark sich ansiedelte, 
- - für die Pflege des Landbaues 3 Be- 
ralteat Albrechis des Bären, hn deutung gewonnen, und namentlich die Klöster Lehnin 
— und Chorin sind Mittelpunkte für die Verbreitung der 
e ene P. Kultur in der Mark geworden. 
 
	        
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