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schem dem von seiner Gemeinschaft mit einem infizirten Individuum ober seinem Aufenthalte in einem
inflilrten Raume her das Contagium adhaͤrirt, ohne, wegen mangelnder Receptivitaͤt, ihn selbst zu
asßziren, schon ansteckend wirken können.
. Je nach dem verschtedenen Grabe der Gemeinschaft aber, welche bie einzelnen Contagien
erfordern, wird, bei vorhandener Disposirion, die IUnsection durch jene mehr oder weniger
leiche erfolgen 1 am leichtesten: bei den fluchtigen Contagien, und auch bei diesen, se nach dem
Grabe ihrer Flüchtigkeit (l. S. 3.) entweder schon in einer größeren, oder nur in eincr geringeren Ent-
fernung von dem eigentlichen Ansteckungsheerde. Dagegen wird bei firen Contagien, wie z. B. de
der Kraͤtze, des Weichselzopfs, selbst bem ber Pest, die Änsteckung leichter zn verniciden seyn, am lein,-
testen aber bei solchen, welche, wie z. B. das venerische, das Hundswuth-, das Rotzgift, eine innige
Verdhrung mit einer zart überhäuteken oder gar verwundeten Körperstelle erheischen.
*. 9. Sind nun die vorgenannten beiden Bedingungen der Unlsection erfülle, d. h. hat bei
vorhandener Disposstion für ein Ansteckungsgist eine Gemeinschaft mit demselben auf eine oder die
andere Weise stattgefunden, so ist zunächst noch der Verlauf einer gewissen Zeit nach dee Aufnahme
— ersorderlich, ehe als Resultat die Krankheit selbst bei dem infizirten Judividuum
ausbricht.
Dieser Zeitraum aber (die sogenannte latente Periode) ist hinwieberum, je nach der verschie-
denen Natur, Intensitaͤt und Applikation des Gifts, von verschiedener Dauer. So scheint — um
nur zwei Extreme in dieser Hinsicht anzuführen — der Ausbruch der Cholera schon cinige Stunden
nach der Unsection erfolgen zu können und die latente Periode für dieses Gift sedenfalls kurz, böch-
Istens auf einige Tage beschränke zu seyn; wogegen von der Hundswuth unzweifelhafte Beispiele vor-
banden sind, daß der Ausbruch derfelben erst viele Monate nach der Inseclion selbst (dem Biß des
tollen Hundes) erfolgt ist. Zwischen diesen Extremen liegen nun die anderen ansteckenden Krankheiten,
deren finnlich wahrnehmbare Sympkome mehrere Dage oder Wochen nach der stattgefundenen Gemein=
schaft mit dem Conlagium zum Vorschein zu dommen pflegen, mitten inne-
« Bei einzelnen Contagien, wie z. B. dem der hitzigen Hautausschlaͤge, ist dieser Zeitrau
elnigermaßen bestimmter, als bei anderen, z. B. dem Typhus, dem Wuthgift. Jedenfalls aber in-
fluiren auch bei jenen individuelle Verhaͤltnisse darauf, und selbst ganz zufaͤllige Umstaͤnde, z. B. andere
Krankheiten, von welchen ein Individuum unmittelber vor oder nach der kontagiôsen loleclion be-
fallen wird, hinzukommende Gemüthsbewegungen u. f. w. können den Ausbruch der ansieckenden
Krankheit respeclive verzögern oder beschleunigen.
6. 10. Wenn nun aber auch die in 66. 6 — 9. erbrterten Bedingungen vollkommen genügen,
um einc ansteckende Krankheit bei einem Individuum zum Ausbruch zu bringen, so ist mit deren Existenz
doch noch kein zureichender Grund zu einer weiteren Ausbreitung der Krankheit gegeben. Der
Begriff des Konagidsen schließt zwar das Uebertragenwerden von einem Individuum auf das andere
ein, keinesweges aber gehört e schon zu dem Wesen einer kontagiösen Krankheit, daß sie auch noth-
wendig ein Erkranken von Menschen in Masse, eine Panclemic oder allgemeine Volkskrankheit be-
wirken müsse. Allerdings kommt ein solches Erkranken in Masse, wie bei anderen Krankheiten, so
auch bei kontagiôsen, gar oft, und zwar in zweierlei Weise vor, nämlich entweder aus Ursachen, die
an eine bestimmte Oertlichkeit (von größerem oder kleinerem Umfange) gebunden sind und daher die
Krankheit au diesem Orte ober in kleser Gegend einheimisch, endemisch, machen) wie z. B. kasz
gelbe Fieber auf den wesllichen Inseln) die kontagiöse Augenentzündung in Egypten, der Weichselzopf
lu Polen, — oder aus Ursachen, die nur zu einer gewissen Zeit und ohne jenes Gebundenseyn an den
Ort auf eine namhafte Mehrheit von Individuen einwirken, oder, nach dem Kunstaucdrucke, eine
Epidemie herbeiführen. Allein — so wie es Pandemien von Krankheiten giebt, die gar nicht kon-
tagiöser Natur sind, wie z. B. von kalten oder katarrhalischen, entzündlichen, gallichten Fiebern u. s. w.,
so können auch umgekrhrt an einem Orte wahrhaft ansteckende Krankheiten bei einzelnen Individuen
bestehen, ohne sich von diesen aus über eine gewisse Menge oder Gesammtheit von Menschen (als
Pandemie) auszubreiten oder, wie man sich auch wohl ausdrückt, zu grassiren, — welche einzeln
vorkommende Krankheiten man dann sporadische (ker Wortbedeutung nach: zerstreute) nennt. Hatte
sich z. B. ein Contagium in einem Falle von kungenschwindsucht entwickelt, so könnte solches vielleicht
blos von einem Ehegarten dem anderen mitgetheilt werden, und die kontagiöse Krankheit bliebe dann
zugleich eine durchaus nur sporakische. Eben so aber sieht man auch andere und zwar immer nur
kurch Ansteckung entstehende Uebel, wie z. B. die Syphilic, ja selbst fieberhafte, mit flüchtigem Con-
lazium, wie die Pocken, Masern 2c. nicht selten sporadisch bestehen, und — ein solcher sporadide
a